Da könnt´ es wohl geprickelt haben: am Klavier die liebreizende Franziska, siebzehn, begabt und bildhübsch, an der Klarinette der Stadler Anton, der beste auf diesem Instrument weit und breit, im Hauptberuf aber berüchtigter Hallodri und Herzensbrecher, dazu der fesche Wolfgang Amadée, mit dreißig auf seinem Zenit, alle Welt liegt ihm zu Füßen. Er, der Herr Mozart, hat das Treffen im Hause der Familie von Jacquin arrangiert; Franziska, Tochter des Hauses und seine Schülerin, wird in dem neuen Stück, das er ihr auf den Leib geschrieben hat, Gelegenheit erhalten, ihre -- naja: netten Klavierkünste allerliebst zu entfalten. Er selbst wird sich, und das sogar an der ungewohnten Bratsch´!, dank seiner Streicherkünste famos scharwenzelnd in Szene setzen, ihre Klavierläufe kunstvoll umspielen, sie im Verein mit dem verführerischen  Klang aus Stadlers Klarinette werbend entführen in neue Sphären, gewiss!

Die dunkel tönende Bratsche, der Schmelz samtenen Klarinettenklangs und dazu ein wenig perlendes Klavier: Mozarts „Kegelstatt-Trio" war das erste in dieser „streichelwarmen" Besetzung, und es ist bis heute nicht nur Prototyp der Gattung „Klarinettentrio" geblieben, sondern wegen seiner im Andante-Tempo tastenden Herangehensweise auch zum Inbegriff zärtlich heiterer Gelassenheit geworden. Wie anders gerieren sich da Klarinette, Streicher und Klavier doch in Strawinskys Trio-Suite aus der „Geschichte vom Soldaten"! Die Klarinette macht oft auf Blech, das Klavier auf Trommel, die Geige schneidet und sägt -- von Wärme und Zärtlichkeit zumeist keine Spur, dafür viel von Kampf und Verzweiflung. Man erkennt die Instrumente kaum wieder, Welten liegen zwischen ihnen, Welten zwischen Mozarts lieblicher „Kegelstatt" und Strawinskys teils frecher, teils erbitterter Auseinandersetzung des Soldaten mit dem Teufel, an den er seine Seele verkauft.

Mozarts „Kegelstatt"-Trio und Strawinskys „Soldat", diese beiden so grundverschiedenen Schlüsselwerke ihrer jeweiligen Epoche, begegnen sich am Sonntag, 18. September, in der Konzertkirche Warfleth in einem einzigen Konzert. In dem „Kontraste" betitelten Konzert mit drei Teilen (2 Pausen) kommt den Interpreten Patrick Messina, Klarinette, Ida Bieler, Streichinstrumente, und James Maddox, Klavier, die herausfordernde Aufgabe zu, die Ausdrucksmöglichkeiten ihrer Instrumente in allen denkbaren Nuancen auszuloten. Nicht nur „Kegelstatt" und „Soldat" werden gegeneinander gestellt, sondern auch Mozarts zauberschöne Violinsonate B-Dur und das „Duo concertant" des altersweisen Strawinsky, das von einer ganz anderen, herberen Schönheit kündet. Und natürlich darf Bartoks legendäres Stück „Kontraste" nicht fehlen, ein Auftragswerk für den berühmten Jazzklarinettisten Benny Goodman, das fast alle damals bekannten Gestaltungsmöglichkeiten der drei Instrumente auf engsten Raum in sich vereint, von ungarischer Folklore bis zu Jazz und Klassik.

Um solche Gegensätze zur Freude der Zuhörer plastisch und mitreißend zu modellieren, bedarf es großartiger, hochvirtuoser Musiker mit überlegener Technik und feinem Gespür für Stücke und Publikum. Eben deshalb ist das Warflether „Kontraste"-Konzert überaus prominent besetzt. Der australische Pianist James Maddox hat seine Gabe zur geschmeidigen Begleitung bereits in Konzerten auf der ganzen Welt unter Beweis gestellt. Ida Bieler, ECHO-Preisträgerin und Professorin gleichzeitig in Düsseldorf, Graz und Winston (USA), international gefeiert für Dynamik und Brillanz ihrer Geigenkunst, spielt in Warfleth nicht nur ihre reguläre historische Geige, sondern eine zweite, moderne, und dazu -- wie weiland Mozart -- auch noch die Bratsche, eine absolute Premiere, die ausschließlich in Warfleth zu erleben sein wird. Patrick Messina schließlich, „der König der Klarinette", Professor in London und Soloklarinettist beim Orchestre National de France in Paris, der für seine „verzauberte Klarinette" (ein Zitat seines Förderers Yehudi Menuhin) und seinen „wunderweichen Mozart" von der Kritik gerühmt wird, gibt zum einen den "Kegelstatt"-Stadler. Zum anderen wird er in artistischer Vollendung demonstrieren, welch zusätzlichen Ausdruckswelten seine Klarinette zu beherrschen vermag, wenn es Strawinskys Soldaten etwa darum geht, den Teufel an der Nase zu führen: "Trink den Wein! Du kannst gewinnen. Bald wird unser Spiel beginnen ..."

Organisator Reinhard Rakow freut sich besonders auf dieses Konzert. Messina habe noch kürzlich als Solist an der New Yorker Metropolitan Opera und im Concertgebouw Ansterdam gastiert. „Das Konzert hatte einen Vorlauf von mehr als vier Jahren", verrät er,  „erst dadurch, dass es gelungen ist, Patrick Messina für Warfleth zu gewinnen, konnte das Programm so außergewöhnlich reich und spannend bestückt werden."


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AUF EINEN BLICK:

Sonntag, 18. September, 17:00 Uhr
Konzertkirche Warfleth, Deichstraße 120, 27804 Berne-Warfleth
Patrick Messina, Klarinette .-- Ida Bieler, Violine --- James Maddox, Klacier

„Kontraste". Werke von Mozart und Strawinsky sowie von Bartok und Debussy.

Konzert in drei Teilen, zwei Pausen. Ende voraussichtlich gegen 21:00 Uhr.
Einlass ab 16:00 Uhr
Parken: Bauernstraße

Eintritt: 30,00 Euro -- Schüler, Studenten, Azubis, Geburtstagskinder und Erwerbslose frei
Platzvergabe nach Bestelleingang (nummerierte Plätze)
Karten und Infos: Reinhard Rakow, 04406-920046, berne-bringt@t-online.de, www.reinhardrakow.de

Ein Konzert von „Berne bringt ... das besondere Konzert"
Veranstalter: Gemeinde 27804 Berne, Organisation und künstlerische Leitung: Reinhard Rakow