1. Auflage von 'ES GEHT AUCH ANDERS ...' fast vergriffen

Das Interesse von Schülern, Eltern, Lehrern und der Öffentlichkeit ist so groß, dass innerhalb einer Woche die ohnhin schon hohe erste Auflage fast vergriffen ist. Toll, was die Förderschüler hier auf die Beine gestellt haben.

 

ES GEHT AUCH ANDERS …
Schüler der
Elisabethschule Vechta
schreiben!
Herausgegeben
von Reinhard Heile
und Antje Blömer…
Geest-Verlag 2011
ISBN 978-3-86685-322-5
360 S.

 

Jeder ist anders und muss seinen Weg finden

Jeder Mensch sieht anders aus.
Wir Menschen sind alle anders.
Ich sehe anders aus als Steffen.
Jeder Mensch sieht anders aus.
Ich bin etwas Besonderes.
Jeder Mensch ist etwas Besonderes.

So beschreibt der zehnjährige Jonas Sch. in seinem Beitrag das ‚Anderssein’. Er betont damit etwas, das in unseren zielorientierten schulischen Lernverfahren, in unserer zweckorientierten Gesellschaft immer weiter verloren geht. Jeder Erwachsene, jedes Kind, jeder Jugendliche ist anders, hat seine eigene, ganz besondere Persönlichkeit, hat seine eigene Fähigkeit, Inhalte und Gefühle zu erfassen und auszudrücken.
Um es vorwegzunehmen, dieses Buch zeigt mit seinen vielfältigen und differenzierten Beiträgen in besonde-rer Weise auf, dass an der Elisabethschule Vechta die individuelle Förderung des einzelnen Kindes und Jugendlichen im Zentrum des pädagogischen Handelns steht.
Zu Beginn des Projekts bestand für uns als Verlag die Frage, ob es uns bei einem Schreibprojekt mit über 300 Förderschülern mit einer überaus großen Alters-spanne überhaupt würde gelingen, den Schülern über Schreibangebote die Möglichkeit zu geben, ihre jewei-lige Persönlichkeit auszudrücken. Angesichts der ho-hen Bereitschaft der Lehrkräfte der Elisabethschule, den Schreibtag intensiv vorzubereiten und mitzuge-stalten – an dieser Stelle sei insbesondere das große Engagement von Antje Blömer hervorgehoben –, und der Bereitschaft zur Mitarbeit regionaler Schreibwerkstätten, mit denen wir langfristig bei Buch- und Schreibprojekten zusammenarbeiten (Schreibwerkstatt der Hauptschule Dinklage, des Gymnasiums Antonianum in Vechta und der Grundschule Emstek), konnten wir diese Frage bejahen, zumal die Schreibthemen inhaltlich so breit gestreut waren, dass sie je-dem Schüler ausreichend Schreibanlässe boten.
Der Verlauf des Schreibtags (die Schüler konnten in eigener Verantwortung eine Auswahl von 25 Schreibangeboten treffen, die in den verschiedenen Räum-lichkeiten der Schule einen ganzen Vormittag angeboten wurden) hat uns dennoch in besonderer Weise überrascht. Zum einen war es das große Interesse der Schüler am Schreiben selbst. Immer wieder verlangten Schüler nach neuen Schreibblättern, da sie die ausgegebenen Unterlagen schon vollgeschrieben hatten. Kein einziger Schüler schloss sich zum anderen aus dem Schreiben aus. Und, das war eine besonders posi-tive Erfahrung, die Schüler halfen sich untereinander beim Auffinden der Schreibangebote, beim Erklären der Aufgaben etc. Zehntklässlern gingen unaufgefor-dert mit Erstklässlern durch die Schule, halfen ihnen auch beim Schreiben. Diese solidarische Hilfe zeigten auch die Jugendlichen der Schreibwerkstätten.
Und als es dann darum ging, am Ende des Schreibtags erste Texte zu lesen, war der Andrang so groß, dass nicht alle Interessierten vorlesen konnten.
Jetzt liegen die Texte in gedruckter Form vor. Natür-lich konnten wir nur eine Auswahl berücksichtigen, sonst wären es wohl drei Bücher geworden. Die Text-auswahl gibt uns jedoch ein komplexes Bild vom Den-ken und Fühlen, von den Wünschen und auch Ängsten, von den Hoffnungen und Träumen der Kinder und Ju-gendlichen – besser als mach soziologische Studie es machen könnte. Sie zeigt, in welch komplexer Weise Förderschüler in der Lange sind, ihre Gedanken sprach-lich auszudrücken. Und dieses Buch soll ihnen Mut machen, dies weiter zu tun. So erreichen sie eine Öffent-lichkeit, können sich Gehör verschaffen. Und sie finden Anerkennung bei Erwachsenen, die ihr Buch lesen, sich mit ihren Gedanken auseinandersetzen.
Allen Schreibenden und allen Begleitern dieses Schreib- und Buchprojekts gilt mein ganz besonderer Dank, denn dieses Projekt hat auch mir sehr viele neue positive Erfahrungen gebracht. Vor allem hat es mir noch einmal sehr deutlich gemacht: Jedes Kind, jeder Mensch ist etwas Besonderes.

Alfred Büngen