Agnes Gossen schreibt über die Buchpremiere von Vanja Michailovas Gedichtband 'Es wird niemals Freude sein'
Buchpremiere von Vanja Michailovas Gedichtband "Es wird niemals Freude sein": Geest-Verlag, Vechta ISBN 978-3-86685-357-7, 175 S., 12 Euro
Seit mehr als zwei Jahren warteten Literaturfreunde und Bekannte auf das Buch von Vanja Simeonova, geb. Michailova (geb. 1963 in Bulgarien, sie lebt seit 1990 in Deutschland, PR Assistentin in der ZA-Gesellschaft in Düsseldorf, seit 2005 Mitarbeit und Assistenz im Theater die Pathologie in Bonn). Das Buch erschien Anfang Juli 2012 im Geest-Verlag und wurde in der Lutherkirche in Bonn präsentiert. Diese Lyriksammlung ist wirklich beeindruckend geworden.
Ich kannte nur wenige ihrer Gedichte, aber mehrer von ihr in den letzten Jahren geschriebene Prosatexte, die durch ihre Tiefe, psychologischen Abgründe, durch bedrohliche Situationen oder Stimmungslagen, die sie meisterhaft schildert, sich sich sofort ins Gedächtnis einbrennen. Dasselbe gilt auch für ihre Gedichte.
Die gebürtige Bulgarin, die seit 7 Jahren in Bonn im Theater "Die Pathologie" mitarbeitet und auch Theaterstücke verfasst, legt sehr viel Wert auf das Ausloten von verschiedenen Grenzzuständen der eigenen und fremder Seelen. Ihre Gedichte sind sehr gut "durchkomponiert". Sie findet immer neue Synonyme oder Verben, um Angst, Verzweiflung, Entkommen aus einer gefährlichen Situation, seelische Verwüstung, Ratlosigkeit, Traurigkeit usw. zu schildern, um diese noch mehr zu steigern, bis zur höchsten Note, wenn man bei musikalischen Begriffen bleibt.
Auf diese Weise baut sie den Spannungsbogen in ihren Gedichten auf. Manchmal hat man beim Lesen oder Zuhören das Gefühl, dass diese Metaphern zu brutal sind, sie bleiben im Gedächtnis hängen wie Albträume, die man beim Aufwachen nicht vergessen kann, wie eigene Ängste, Traumata, welche die Seele versucht zu verarbeiten. Ihre Gedichte überraschen durch Offenheit und gebrochenen Tabus, sind alles andere als Selbstmitleid, sondern grenzen an seelischer Selbstverstümmelung, sprechen von einer außergewöhnlichen Härte dieser zarten Frau zu sich selbst und ihren moralischen Prinzipien.
Die Intensität der Gedichte von Vanja Michailova ist einmalig und - so der Leiter des Geest-Verlages, Alfred Büngen - auf solch einem hohen Niveau schreiben im deutschsprachigen Raum nur sehr wenige.
Bei der Buchpräsentation war die Dichterin am Anfang etwas aufgeregt, was auch selbstverständlich ist - jeder Autor möchte vom Publikum verstanden werden, öffnet ihm zumindest einen Spalt in seine innere Welt. Im Fall von Vanja Michailova bedeutet es auch, intensiv mitzudenken, mit ihr durch ihren Schmerz zu gehen.
Sie trug ihre Gedichte äußerlich ruhig vor, manchmal mit etwas Selbstironie ("Meinen sie - ich bin hier..."), einige Male huschte ein kurzes Lächeln über ihre Züge, aber sonst steigerte sie gekonnt durch Verlangsamung oder Erhebung ihrer Stimme die Wirkung ihrer Gedichte, die harmonisch durch die Geigenbegleitung von Konstantin Gockel unterstrichen wurde. Es war eine sehr gelungene Lesung, ein Genuss für Lyrikliebhaber.
Agnes Gossen-Giesbrecht,
Mitglied des Schriftstellerverbandes