Andreas Peters - Flinte im Korn


FLINTE IM KORN*,

 

wie geht es dir? deinem lauf,

deiner bleikugel?

dem verzagten am kreuzwegstein?

das korn ist mir über den

kopf gewachsen,

sagst du, gott sei dank.

ich dachte, es ist tot, das korn,

wie es so da lag unter der erde,

aber

dann wie von selbst brachte die scholle frucht,

zuerst den halm,

danach die ähre,

alsdann das korn in aller ehre.

es kamen die mähdrescher.

die erntezeit war angebrochen.

so stand ich da

nackt

&

bloß unter der sichel,

versuchte mein visierkorn unter der

erde zu begraben.

ein erntearbeiter windete zag

& zart am lauf, hahn & kolben.

„seht den mond groß im osten …“,

rief er.

ein schuß löste sich.

 

*Nach Christian Morgenstern, Palmström.