Artur Nickel überzeugte bei der gestrigen Premiere mit seinem Gedichtband 'farbgespinste flussabwärts' im Essener Kulturzentrum Grend
Gut 30 Literaturinteressierte waren am gestrigen Abend trotz des langen Wochenendes mit Brückentag zur Buchpremiere von Artur Nickels neuem Gedichtband ins Kulturzentrum Grend nach Essen gekommen. Und sie mussten ihr Kommen wahrlich nicht bereuen, erlebten sie doch einen Abend mit besonderer Lyrik und besonderer Musik.
Artur Nickels Gedichte haben in diesem Band noch einmal an Präzision und Schärfe gewonnen. Verlagsleiter Alfred Büngen scheute sich nicht von einem lyrischen Mainfest zu sprechen, in dem sich grundsätzliche Reflexionen zur gesellschaftlichen Situation und zum Verhältnis von Individuum und Gesellschaft befinden. Die Bildlichkeit seiner Lyrik macht den Band offen für jeden Leser/Hörer und lässt ihn zugleich nicht aus der Verpflichtung, eigene Reflexionen anzustellen und Entscheidungen zu treffen.
zu früh
als es zu spät war
war ich zu früh
unterwegs
war ich
zu hause nicht
war ich
nicht unterwegs
war ich
nicht zu früh
war ich
wo ich mir
ganz verloren geh
Die Intensität seiner Lyrik verdeutlichte sich bei der gestrigen Premierenlesung durch eine atemlose Stille, mit der das Publikum seine Gedichte aufnahm. Die hervorragende musikalische Begleitung übernahm Nehrin Kurtov zusammen mit einem befreundeten Gitarristen.
Ausschnitte las Artur Nickel zudem auch aus dem im Band enthaltenen Grundsatzbeitrag Warum heute Lyrik?
Gedankensplitter, in dem er die Aufgabenstellung von Lyrik heute umreißt. Ein Beitrag, der in jede lyrische Diskussionsgruppe gehört.
"Lyrik heute ist ein Feind von Geplapper und Geschwätz. Sie sucht das Unverwechselbare, das Authentische, den individuellen Ausdruck. Sie zerschlägt Sprechblasen, Stereotype, Festgefügtes. Sie konzentriert sich sprachlich auf kleine Zusammenhänge, um diese möglichst präzise zu fassen und den Blick zu schärfen. Denn schon darin schlummern Welten. Man muss nur genau hinschauen."
Am Ende der Veranstaltung gab es noch Raum zum Gespräch und zum Signieren des Buches.
Artur Nickel
farbgespinste flussabwärts
gedichte
Coverbild von Reinhard Rakow
Geest-Verlag 2012
ISBN 978-3-86685-355-3
ca. 120 S., 11 Euro
(Format 11.5 x 20,5cm)