Auch NWZ berichtet über gestriges Schulprojekt in Brake

 

 

Literatur

Verleger hat schon Gänsehaut

 

Pestalozzischüler und Gymnasiasten schreiben erneut gemeinsames Buch

Nachdem es im ersten Roman um die Gegenwart Braker Jugendlicher ging, schlagen die Schüler nun ein dunkles Kapitel auf: Die Geschichte spielt in der Nazi-Zeit.

 

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Betretene Gesichter gab es bei den Schülerinnen und Schülern – im Vordergrund Gymnasiastin Hanna Oetken –, als Verleger Alfred Büngen erklärte, wie es mit der jungen Jüdin Esther, Heldin des Romans, weitergehen wird.

 Bild: Detlef Glückselig

Brake Brake im Jahr 1933. Die Bänke an der Kaje haben plötzlich Schilder mit der Aufschrift „Nicht für Juden!“. Esther, 14 Jahre jung, ist Jüdin. Und das bekommt sie zu spüren, immer mehr.

Die jungen Leute im Klassenraum der Pestalozzischule an der Kantstraße schlucken, als ihnen Verleger Alfred Büngen erklärt, wie es mit Esther weitergehen, was ihr noch alles widerfahren wird. Esther wird von der Schule verwiesen. „Stellt euch vor, euch passiert so was. Und es ist kein Lehrer da, der euch Schutz gewährt“, sagt Büngen.

Das Gelächter und Getuschel der Achtklässler, das eben noch den Raum erfüllte, weicht einer betretenen Stille. Eigentlich möchten die Schülerinnen und Schüler der Pestalozziförderschule und des Braker Gymnasiums sich gar nicht vorstellen, was Esther in der Zeit der Naziherrschaft noch alles erdulden muss.

Sie tun es dennoch, und das mit sehr viel Engagement. Denn Esther ist ihnen längst zu einer Vertrauten geworden. Sie ist die Heldin des neuen Romans, den die Pestalozzischüler und Gymnasiasten gemeinsam schreiben. Nachdem im vergangenen Jahr im gemeinsamen Buch „Das ist unser Haus“ die Gegenwart Braker Jugendlicher thematisiert wurden, schlagen die jungen Autoren nun ein dunkles Kapitel der Vergangenheit auf: die Nazi-Zeit.

Initiiert hat auch dieses Romanprojekt Reinhard Rakow aus Berne. Erneut mit im Boot sitzt Alfred Bügen, in dessen Geest-Verlag – wie bereits „Das ist unser Haus“ – das neue Buch erscheinen wird. Premiere haben soll der Roman Mitte November. Und wie Reinhard Rakow schon jetzt verrät, soll auf Grundlage der neuen Geschichte auch ein Hörspiel entstehen.

Am Dienstag fand in der Pestalozzischule die inzwischen zweite Schreibwerkstatt statt. In kleinen Gruppen hatten die Schülerinnen und Schüler bereits 15 Charaktere entwickelt, die die Protagonisten des späteren Romans darstellen. „Ihr habt schon richtig toll in die Rollen hineingefunden“, lobte Büngen und bekannte, dass ihm beim Lesen mancher Texte eine Gänsehaut über den Rücken gekrochen sei.

Nun hatten die jungen Autorinnen und Autoren unter anderem die Aufgabe, Briefe an Esther zu schreiben. Und die hatten es in sich. Gemäß ihrer Rollen überschütteten manche Schüler die junge Jüdin nur so mit Häme und schlechten Wünschen. Andere schlugen sich auf Esthers Seite. „Ich kann einfach nicht mit ansehen, wie dich alle benachteiligen. Das hast du nicht verdient. Ich werde dir beistehen“, schreibt etwa die 14-jährige Pestalozzischülerin Katharina Weber, der das Romanprojekt viel Spaß macht.

Insgesamt sind 44 junge Leute an dem Roman beteiligt. Die nächste Schreibwerkstatt findet am 16. April statt.