Christine Metzen Kabbe las gestern in der JVA Oldenburg - Ein Lesungsbericht

28.12.2012

Lesung aus „Der Hirte und Nomade“ in der JVA Oldenburg

von Edgar Kabbe

Vor genau einem Jahr fand die erste Lesung in der JVA Oldenburg mit der
Historikerin Christine Metzen-Kabbe statt. Damals aus „Hirtenstab und Lanze“.
Nun, ein Jahr später, in guter Tradition, setzte Metzen-Kabbe die Reihe mit „Der
Hirte und Nomade“ fort.

Angemeldet hatten sich so viele Gäste wie nie zuvor. Es kamen dann aber doch
nicht alle. So reichte denn auch der Platz in der Kirche aus.
Die Lesung nahm u.a. ein Thema von Weihnachten auf, die Geburt eines
besonderen Kindes, eines Sohnes noch dazu. Wie erleben Eltern, jeder Elternteil für
sich, den Übergang von der Frau zur Mutter, vom Mann zum Vater? Und dieser
spezielle Vater im Roman ist ja nicht irgendein Vater, sondern ein Krimineller, ein
Mörder. Welche Gedanken und Gefühle drängen aus dem Innersten ins
Bewusstsein solch eines Mannes.Sind es Ängste, Fragen, aber welche? Wie geht
er damit um, also mit sich selbst aber auch mit seiner Umgebung, der die Probleme
nicht verborgen bleiben und wie reagiert diese.
Auch die 2.Textstelle, in der die handelnden Personen von vor über 4 000 Jahren
Probleme durchleben, die auch heute, 2012 Menschen widerfahren, packte die
Zuhörer, die gebannt an den Lippen der Autorin hingen. Ihre gekonnte Art des
Vortrages lies die Personen, die nicht immer auf der Sonnenseite standen, jede für
sich lebendig werden.
In der Kaffeepause, aber auch am Schluss, wurden Fragen von den Zuhörern
gestellt, die sicherlich zur Verwunderung einiger Menschen, die dieses lesen, sich
in nichts von den Fragen unterschieden, die bei „normalen“ Lesungen in der Welt
draußen, außerhalb der JVA, gestellt werden.
Offensichtlich ändert sich die Psyche, die Seele der Menschen, über die Jahrtausende
nur geringfügig, wenn überhaupt.
So kam man im Verlaufe der Diskussion auch auf ein Projekt des Geest Verlages,
des Verleges Alfred Büngen und Metzen-Kabbe zu sprechen: „Brücken bauten sich
auf“, ein Geschichtsprojekt zu Nationalsozialismus und Totalitarismus.
Spätestens an dieser Stelle wurde der Brückenschlag von der Zeit der Sumerer
über 1933 – Ende 2012 deutlich. Der Roman „Der Hirte und Nomade“ ist offenbar
ein Spiegel, indem Menschsein durch den Leser oder Zuhörer aus der Vergangenheit
in seine eigene aktuelle Gegenwart geholt wird.

Das Foto zeigt links die Seelsorgerin der JVA OL, Frau Pastorin A. Menz mit der
Autorin Christine Metzen-Kabbe vor der Einrichtung, in der das Fotografieren nicht
möglich ist.