David Grossman erhält Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
David Grossman erhält Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Zum Auftakt der Buchtage Berlin 2010 gab der Vorsteher des Börsenvereins, Prof. Dr. Gottfried Honnefelder, bekannt, dass der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels den israelischen Schriftsteller David Grossman zum diesjährigen Träger des Friedenspreises gewählt hat.
Die Verleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am 10. Oktober in der Paulskirche statt und wird live in der ARD übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.
Grossman, geboren 1954 in Jerusalem, zählt zu den einflussreichsten Schriftstellern und Journalisten Israels. In seinen Romanen und Erzählungen, Essays und Kinderbüchern, die in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet wurden, setzt er sich vor allem mit der Identität seines Landes und dem israelisch-palästinensischen Konflikt auseinander. Er beteiligt sich zudem aktiv an der politischen Debatte um eine friedliche Lösung im Nahen Osten.
Bereits während seines Studiums der Philosophie und Theaterwissenschaften arbeitete Grossman als Nachrichtenredakteur, Hörspielautor und -sprecher beim israelischen Rundfunk. 1983 veröffentlicht er mit Das Lächeln des Lammes (dt. 1988) seinen ersten Roman. Mit dem 1986 erscheinenden Roman Stichwort: Liebe (dt. 1991; beide Fischer TB) über die zweite nachfolgende Generation der Opfer der Shoah und der Reportagensammlung Der gelbe Wind (1987, dt. 1988) über das Verhältnis zwischen Israelis und Arabern wird er weltweit bekannt. Als er sich 1988 weigert, seine Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung der Palästinenser zensieren zu lassen, bei der Jassir Arafat erstmals indirekt von einem Existenzrecht Israels spricht, wird Grossman fristlos entlassen.
Fortan konzentrierte er sich auf die Schriftstellerei und veröffentlichte in den folgenden Jahren zahlreiche Kinder- und Jugendbücher sowie Romane, in denen er die Komplexität des Lebens in der heutigen Welt beschreibt. Zunehmend setzte er sich als Unterstützer der Genfer Initiative auch in seinen politischen Kommentaren für eine Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern ein und dokumentiert in der Essaysammlung Diesen Krieg kann keiner gewinnen (2003, Fischer TB) seine wachsende Enttäuschung darüber, dass der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern nicht gelöst wird.
Bei Ausbruch des Zweiten Libanonkriegs 2006 fordert Grossman mit anderen Schriftstellern eine Waffenruhe zwischen Israel und Libanon. Einige Tage später wird sein Sohn Uri von einer Rakete der Hisbollah getötet. Diese leidvolle Erfahrung versucht er in seinem Roman Eine Frau flieht vor einer Nachricht (2008, dt. 2009) zu verarbeiten. In dem als sein epochales Hauptwerk bezeichneten Roman erzählt er von einer Frau und ihrem verzweifelten Versuch, sich und ihr Familienleben vor der harten und gewalttätigen Realität zu schützen, und verwebt ihre Erlebnisse auf der Reise durch Israel mit ihren Erinnerungen und den politischen Ereignissen. Auf eindrückliche Weise zeigt er dabei, wie das Schicksal der Menschen in Israel unauflöslich mit Politik und Krieg verbunden ist.
David Grossman hat für seine schriftstellerisches Werk und sein politisches Engagement zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Nelly-Sachs-Preis (1991), Premio Mondello (Italien, 1996), Manès Sperber-Preis (2002), Bialik Prize (Israel, 2004), Emet-Prize (Israel, 2007), Geschwister-Scholl-Preis (2008) und den Albatros-Preis (2010).
David Grossman ist verheiratet und hat drei Kinder, er lebt in Mevaseret Zion, einem Vorort von Jerusalem.