In den Osnabrücker Nachrichten geht die Kär-Kär-Kär-Diskussion weiter
Eifrig wird in den Osnabrücker Nachrichten noch immer eine durch die Kär, Kär, Kär - Veröffentlichung ausgelöste Diskussion über typische Osnabrücker Begriffe geführt. An diesem Wochenende gab es die vierte Fortsetzung der Diskussion:
ON-Leser kennen „Osnabrücksch“ in Reinkultur – Erzähl mir kein vom Pferd (4)
Osnabrück (pr-) – Gibt es typische Osnabrücker Begriffe und Redewendungen? Diese Frage bewegt unsere Leser, die sich nach der Vorstellung des „Osnabrücker-Möchtegern-Wörterbuchs“ von Kalla Wefel und Heiko Schulze bei ON gemeldet haben.
Wer kennt den Begriff „Vatter Philipp“? Ist das ein Osnabrückscher Begriff oder ist er woher auch immer eingewandert? Im Wörterbuch finden sich weitere Redewendungen, für die wir unsere Leser um Aufklärung bitten: „Ich geh mit Barfuß“, „in Klump hauen“, inne Blüsen gehen“, „irgnd son Heinz“, „klöntern gehen“, „komm nach Mama hin“, „krich das mal auf“, „mach ich echt gern leiden“. Kennen Sie weitere Redewendungen in dieser Art, die Sie als Osnabrücksch einstufen? Schreiben Sie uns!
Was sagen unsere Leser? Schreiben Sie uns: h.preuin@osnabruecker-nachrichten.de, rufen Sie uns an: Tel.
05 41/9 40 40 72. Heute veröffentlichen wir in Folge 4 von „Erzähl mir kein vom Pferd“ weitere Zuschriften.
Immo Janssen hat für ON seine Erlebnisse bei einem ADAC-Sicherheitstraining aus dem Schatzkästchen Osnabrückscher Konversation geholt: „Unser Vadder sach immer: Haupsache bein fahn is gucken! In Brem kanze nu aber’n Sicherheitstraining bein ADAC machen. Lezen Samstag bin ich mit unser Hermi nach Brem. Kär Mensch, die ham da aber ne dolle Anlage. Aufe alte Müllkippe hamse die gebaut. Mit Wasser, was se aufe Niroplatte spritzen , machen se die Bremsstrecke zu ne Eisbahn. Kär Mensch, ich sach dir, mit mein Golf habe ich gedreht wien Kreisel. Der Ingo, der von ADAC, hat uns ers mal gezeigt, wiede richtig in Wagen sitzen muss. Dann mit 40 Sachen aufe Platte, kuppeln un voll inne Bremse – Lenkrad hart rechts, rum gehts. So was kanze sonst nich machen, bis sofort inne Prairie. So’n Elchtest, wo se son Mercedes umgehaun ham, ham wer auch gemacht. Kär Mensch, wenze mit vier Leute in Wagen da umme Hütchen muss, glaubse, sitz in son Ford-Transit mitte Waschmaschine aufen Dach. Hasse sicher schon mal in Sommer aufe Autobahn gesehen, wenne Türken inne Heimat düsen. Un denn kam In-Kreis-fahn dran. Da denkse, bei 45 Sachen quetsche den Vorderreifen vonne Felge. Welche wan da mit ABS. Wenze mit zwei Räder aufen Asphalt un zwei Räder aufe nasse Platte bis un denn bremst, Kär Mensch, der Karren bleibt aber toll inne Spur. Also, wenze mich frachst, ich fand das Training klasse. Unser Hermi hat aufe Rückfahrt, aufe A 1, auch noch gesacht: Son Training is was dolles. Nur unser Mutter, wenn die wüsse, was ich mit ihrn Golf gemacht habe, die dreht ab. Wie wir in Hause wan, ham wer Vadder un Mutter von Brem erzählt. Unser Mutter wa da ganz interessiert. An Samstag hätt ich so oder so nich mitgekonnt, da hab ich immer die Treppe. Unser Vadder meint: Mit meine Spezialschaltung könnte ich das auch, trotz mein‘ appen Arm.“
Maria Tralle aus Georgsmarienhütte schreibt: „In OS-Stadt geht man nach Kiärke (Kiärche) – nicht nur dort, auch wir sagen es heute noch. Die meisten der angesprochenen Wörter kenne ich aus dem Plattdeutschen. Mit dieser Sprache bin ich aufgewachsen. Auch rede ich mit Älteren noch platt.“ Zu den angegebenen Wörtern (ON
v. 16. 12.) schreibt die 83-Jährige: krawanich = wütend, kniepich = geizig, Hibbelkopp = nervöser Mensch, hibbelich = nervös, Poggen = Frösche, Miegämken = Ameisen, Lünige = Spatzen, Gaffeltangen = Ohrkneifer, Frickel kenne ich nicht, Fickel = kleines Schwein (so sagten wir als Kinder), Blagen = Kinder, Wichter = Mädchen (aber in Laer und Glandorf heißt es Lüd). Unsere Katzen haben wir immer mies, mies gerufen, keine sagte Katzen, das war die Mies. Alle diese Wörter stammen aus dem Plattdeutschen. Somit bin ich zweisprachig aufgewachsen. Schade, dass alles Alte in Vergessenheit gerät! Ebenso ist es mit der deutschen Schrift – auch Sütterlin genannt. Ich wurde 1936 eingeschult und lernte die Schrift. 1941 hat Adolf Hitler die Schrift verboten, da Sütterlin ein Halbjude war. Also fingen wir in der 5. Klasse wieder mit dem ABC an“ (Maria Tralle hat zudem ein Weihnachtsgedicht in gestochen scharfer Sütterlinschrift beigelegt, vielen Dank!)
Helga Schupp hat in ihrem Schreiben 64 Begriffe übersetzt, die sie dem Osnabrückschen zuordnet, wie „nach Hause hin“ = nach Hause gehen, Fiezebohnen = Salzbohnen, Pindopp = Kreisel mit Pietsch, Hinkelbock = Pflasterspiel wie Himmel und Hölle, Kommion = Kommunion, Nickelaus = Nikolaus, Pottmannee = Geldbeutel, anhergehen = entlanggehen, umzugehen = drumherumgehen, „ich bin am arbeiten“ = ich arbeite, „ich wollte gekommen sein“ = ich wollte (eigentlich) kommen, draufzuschlagen = nicht gleich reagiert, umtun = umlegen oder anlegen (z.B. Tuch, Schürze), umwegtun = entfernen oder abnehmen, vorhermachen = zuziehen (Gardine/Vorhang), vorhergehen = vorgehen/anführen, Frostköttel = leicht Frierender, Fiesematenten = Faxen machen, Plumsack = Kreis-Singspiel, so butz = sofort/umgehend, Stoffel = Trottel, Tollpatsch, pingelig = überkorrekt, kleinlich, ette = die da (abfällig), friemeln = kleinteilig arbeiten .