Donauwörther Zeitung berichtet über Veranstaltung beim "Harburger Literaturherbst 2010" mit Erich Pfefferlen

Geschichten und Gedichte


 

Harburg „Ein Anliegen des Harburger Kulturherbsts besteht darin, auch für Kinder und Jugendliche außergewöhnliche kulturelle Angebote bereitzustellen“, so Claudia Müller, Leiterin des Arbeitskreises Kulturherbst, bei der Begrüßung zur Autorenlesung in der Stadtbücherei im Strölinhaus. Zu Gast in Harburg war, wie schon im Vorjahr, Erich Pfefferlen, der aus Nördlingen stammende Schriftsteller. Neben seinem Beruf als Studiendirektor an einem Augsburger Gymnasium ist er Literaturbeauftragter an den Schulen in Bayern und als solcher Fachmann für die Hinführung von Kindern und Jugendlichen zum kreativen Schreiben.

Am Vormittag hatte er in der Mittelschule Harburg Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klassen angeleitet, im Rahmen von Workshops eigene literarische Texte zu verfassen. Unterstützt von Rektor Hans Trüdinger und den Klassenlehrern Gabriele Vit und Armin Schwamm motivierte er die Jugendlichen, sich auf Themen wie „Erfahrungen in der Kindheit“ und „Mein Lebenslauf“ einzulassen, zunächst im Gespräch, und die eigenen Einfälle und Gedanken dann in Texte zu verwandeln, behutsam unterstützt und ohne Leistungsdruck.

Mutige Nachwuchs-Autoren

Die dabei gewachsenen „Perlen“, so Pfefferlen, wurden abends im Rahmen der Autorenlesung vorgetragen, in einem stimmungsvollen Ambiente, das die Bibliothekarinnen Frau Lanzer und Frau Mucha vorbereitet hatten, und vor Publikum, zu dem auch viele Eltern gehörten. Nach anfänglichem Zögern waren fast alle der jungen Autorinnen und Autoren dann so mutig, ihre Texte auch selbst vorzutragen. Nur bei wenigen musste der Klasslehrer als „Vorleser“ einspringen.

Der Großteil der Gedichte, teils gereimte, teils freie Verse, kreiste um die autobiografischen Themenvorgaben und verblüffte die Zuhörer immer wieder durch witzige und pointierte Formulierungen wie „Kindheit ist süß, Kindheit ist mies“ oder die Selbsteinschätzung „mittelschlau und halb reif“ oder eine zeitgeschichtliche Anspielung „Mein Mauerfall war mein erster Treppensturz“.

Mehrmals wurden auch prägende Erlebnisse markant verdichtet: „Tod meines Hundes - … - Aufstieg mit der Fußballmannschaft - Quali“ oder „“Erstes Tier, erster Freund, erster Kuss …“. Immer wiederkehrende Motive bei den Zukunftsvorstellungen: guter Schulabschluss, eine Lehrstelle, viele Freunde, eine eigene Familie mit eigenen Kindern. Rektor Trüdinger ermunterte die jungen Dichter, ihre Erzeugnisse doch nicht in der Schublade verschwinden zu lassen, sondern in die schuleigene Website einzustellen.

Lyrische Texte

Nach dem ersten Teil des Abends stellte Erich Pfefferlen zunächst sein neuestes Werk vor, „Traumvogel“, ein Buch vor allem für Kinder im Grundschulalter mit eigenen Texten und Bildern aus der Fachschule Vechta sowie die zweite Auflage von „Wasser und Salz“, einer Anthologie von literarischen Texten zu beiden Elementen. Anschließend las er Kurzprosa und lyrische Texte aus seinem umfangreichen Gesamtwerk, immer mit kurzer Einstimmung und eindringlichem Vortrag.

Zunächst blieb er bei dem Thema „Kindheit und Jugend“. „Das verlassene Kind“, ein sehr trauriges Gedicht, griff die mäßige Kinderliebe in Deutschland auf, „Weltwunder“ stellte über die Frage, weshalb nicht auch das Wasser oder ein Getreidekorn zu den bekannten „sieben Weltwundern“ zählten, die Lebensklugheit von Kinderfragen heraus. „So verschieden“ zeigte mit feiner Ironie die unterschiedliche Einstellung von Jugendlichen und Erwachsenen zum Prozess des Älterwerdens auf.

Die Kurzgeschichte „Inselparadies in Spanien“ malte das dortige traumhafte Urlaubsleben aus, um es am Schluss eben als bloßen Traum von einer verpassten Chance zu entlarven. Nach einer Auswahl von Gedichten über die Facetten der Liebe und des Ehelebens schloss der Dichter mit „Heute“: Dieses Gedicht über die Besonderheit jeden Tags widmete er „dem heutigen in Harburg“, der für ihn und hoffentlich auch seine Zuhörer ein ganz besonderer gewesen sei. (Hl)