Eine Premiere mit erheblichem Gewicht - Premierenbericht und ein Dank

Eine PREMIERENLESUNG mit erheblichem GEWICHT…

GEWICHTSPROBLEME?
SELBSTaussagen zum RASSISMUS

Ein Buch stellt sich seinen Autoren und Lesern vor

Der Abend begann mit einer überlieferten Lebensgeschichte und einer überzeugenden Überwindung eigener Grenzen – der Abend endete mit einem wesentlichen Einschnitt und entließ wohl alle, gleichgültig ob die Autorinnen und Autoren oder die Angehörigen und Gäste in ein vergleichbares Gefühl, hier unglaublich viel berührender Offenheit und gelebter Zivilcourage begegnet zu sein.
Mit Yousef Rezek eröffnete nicht nur der Schülersprecher der EKG die Premierenlesung, sondern einer derjenigen Schüler und Schülerinnen, die seit einigen Monaten nun an einem Buch arbeiteten, das sich dann am 25. November 2008, um 18.00 Uhr erstmals in der Mensa am Pinxtenweg der Öffentlichkeit vorstellte.
Dass die Mensa hierbei bewusst ein Ort war, der viel eher auf Fragen des Gewichts verweist, weil hier gegessen wird, weil man sich hier mitunter verschmutzt, führte dann gleich zum eigentlichen Anliegen dieser höchst originellen und meines Erachtens unbedingten notwendigen Buchpublikation: Eine schlichte, aber nur vordergründig einfache Papierserviette des amerikanischen Künstlers Cary S. Leibowitz.

Zweierlei muss ich für den Rest meines Lebens im Auge behalten:
mein Gewicht und meinen Rassismus.

Eine scheinbar handschriftliche Notiz, die sich wie eine Spirale auf dieser Serviette findet, die gleich zweimal das Ich mit sich selbst konfrontiert – das war alleiniger Ausgangspunkt dieser Buchpublikation der Schülerinnen und Schüler des 12. Jahrgangs.
Geordnet in Kapiteln, kann sich ein Buch behaupten, das durchaus enormes Gewicht hat, das berührend offen ist, das sich öffnet, sich erinnert, sich bekennt und sich positioniert, wie es selten wohl so einem erwachsenen Autor gelingen würde. Darin ist Alfred Büngen, dem Verleger des GEEST-VERLAG Recht zu geben: Hier ist Erstaunliches geleistet worden.
Bewusst hielten sich die Redner, selbst wenn diese nicht ungewichtig waren und sind, zurück, um deutlich zu machen, dass dieses Buch zuerst den Schülerinnen und Schülern galt und gilt. Und doch war deutlich, dass etwa Herr van Treeck, oder der Bürgermeister, Herr Kleine-Möllhoff, ergriffen und wohl auch überrascht waren, was sich ihnen da erstmals als Ausschnitt bot.
Frau Bonow, die Landeskoordinatorin von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ließ diesen Überraschungsmoment besonders deutlich werden, trennte sich prompt von ihrem Manuskript und versprach, für dieses gewichtige Buch wichtige Werbung zu machen.
Ich selbst kann als Projektleiter nur noch einmal hervorheben, wie unglaublich couragiert und darin reflektiert da diejenigen aufgetreten sind, die meiner Neugierde und auch meinem Respekt mit so viel Vertrauen begegnet sind, um sich so weitgehend rassistischen wie auch xenophoben und nicht zuletzt homophoben Strukturen im eigenen Selbst zu stellen. Und ich hoffe, dass dies eine Auftaktveranstaltung war, der noch weitere Lesungen folgen, ja weitere Anregungen, dieses Buch selbst Schule darin werden zu lassen, dass es Schule und Unterricht (aus)macht.

Mit tiefem Respekt vor der Leistung der Leser und Leserinnen und vor der Bereitschaft all derer, die sich da auf dieses Wagnis eingelassen haben, eine einfache Papierserviette zum Anlass zu nehmen, über ihr Gewicht und ihren Rassismus nachzudenken.

Peter Gutsche

(Sie Bilder zeigen Servietten, die am Abschluss des Projekts durch die Autoren des Buches angefertugt wurden)