Förderation Türkischer Elternvereine kritisiert Türkischverbot am Städtischen Gymnasium Ahlen

Es scheint uns wichtig, die Diskussion am Gymnasium in Ahlen zu verfolgen, in dem es ein Türkisch-Sprechverbot für die Schüler gegeben hatte. Die Förderation Türkischer Elternvereine fordert angesichts eines Viertes von Schülern mit Migrationshintergrund eine andere Form der Willkommenskultur. Hier ein wichtiger Bericht aus der Ahlener Zeitung

http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Warendorf/Ahlen/Foerderation-Tuerkischer-Elternvereine-kritisiert-Tuerkischverbot-An-der-Schule-fehlt-es-an-Willkommenskultur

Förderation Türkischer Elternvereine kritisiert Türkischverbot

Fr., 21.12.2012

 

„An der Schule fehlt es an Willkommenskultur“

Ahlen - 

Die Föderation Türkischer Elternvereine NRW erwartet vom Städtischen Gymnasium Ahlen eine „andere Art der Willkommenskultur“. Der Vorsitzende Hakan Civelek kritisierte bei einer Pressekonferenz das inzwischen wieder aufgehobene Türkischverbot auf dem Schulhof als „grundgesetzwidrig“.

Von Dierk Hartleb
 


Deutliche Kritik am Vorgehen des Städtischen Gymnasium, das ein Türkischverbot auf dem Schulhof aussprechen wollte, formulierte Hakan Civelek am Freitagnachmittag auf einer Pressekonferenz im Paritätischen Zentrum: „Das ist ein Armutszeugnis und einer höheren Schule unwürdig“, sagte der Vorsitzende der Föderation Türkischer Elternvereine NRW.

Civelek kritisierte das ausgesprochene Türkischverbot, das auf Weisung der Bezirksregierung Münster zurückgenommen werden musste, die Schule und ihre Leitung, die bisher eine Entschuldigung abgelehnt hat und auf Gesprächsangebote nicht eingegangen ist. Zugleich vermisste Civelek auch deutliche Worte von Seiten der Kommunalpolitiker, die bisher mit wenigen Ausnahmen geschwiegen hätten.

Der Vize-Vorsitzende der Föderation, Dr. Ali Sak, sagte, dieser Fall von Diskriminierung – Civelek hatte zuvor sogar von Rassismus gesprochen – sei bedauerlicherweise keine Ausnahme. Es sei ihm völlig unverständlich, dass in einem Bundesland, in dem von 2,1 Millionen Schülern ein Viertel einen Migrationshintergrund hätten und davon wiederum die Hälfte türkischstämmig sei, Mehrsprachigkeit an den Schulen nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme sei.

Im konkreten Fall des Städtischen Gymnasiums hätten sogar 26 Prozent der 919 Schüler (Stand Schuljahr 2010 /11) einen Migrationshintergrund und von den türkischstämmigen Schülern hätten 70 Prozent die deutsche Staatsangehörigkeit. „Hier sollte eine Willkommenskultur geschaffen und gelebt werden, in der sich alle Schüler mit ihrer Herkunft in ihren Sprachen wohlfühlen“, sagte Sak. Aus seiner Erfahrung wisse er, dass es an Schulen mit Lehrern, welche die Muttersprache der Schüler sprechen, zu weniger Konflikten komme.

Pari-Sozial-Geschäftsführer Dietmar Zöller unterstrich, dass es sich um einen kulturellen Konflikt handele. Dem müsse man mit einem Bündel von Maßnahmen begegnen, zu der auch Mehrsprachigkeit gehöre. Zum gegenseitigen Respekt, den Zöller einforderte, zähle das Gebot, immer dann Deutsch zu sprechen, wenn ein Anderssprachiger zuhöre.

Für den Türkischen Elternverein Ahlen erklärte Serhat Ulusoy, dass es in der besagten Klasse auch unter den türkischen Schülern Mobbing und Ausgrenzung gebe. Die Eltern seien durchaus damit einverstanden, wenn Vergehen geahndet würde. „Aber die rote Linie ist überschritten, wenn die Kinder zum Denunzieren aufgefordert werden“, sagte Ulusoy. Hatice Yesilyaprak, Sozialberaterin bei Pari-Sozial, sagte, dass sich türkische Eltern durch das Verhalten der Schule vor den Kopf gestoßen fühlten.