Freitag, 7.11., 19:00, Kulturmühle Berne „Berne bringt ..." einen Vortrag gegen das Vergessen Ulla Bernhold und Almut Setje-Eilers referieren "Die jüdische Familie Koopmann-Berg"
Freitag, 7.11., 19:00, Kulturmühle Berne
„Berne bringt ..." einen Vortrag gegen das Vergessen
Ulla Bernhold und Almut Setje-Eilers referieren
"Die jüdische Familie Koopmann-Berg" --
Nazizeit in der Wesermarsch, in der Wesermarsch ein rares Thema
Wo waren die Nazis besonders stark? Richtig: in Oldenburg und umzu. Noch vor der "Machtergreifung" im Reich errang die NSDAP bei den Landtagswahlen schon im Mai 1932 im Land Oldenburg die absolute Mehrheit. Im März 1933, bei den letzten freien Wahlen in Deutschland vor der sogenannten "Machtergreifung", kamen die Nationalsozialisten reichsweit auf 43,9 Prozent — in der Wesermarsch aber auf über 51 Prozent. Die braunen Mehrheiten wirkten sich sehr bald aus auf die Besetzung öffentlicher Ämter, auf die Zulassung bestimmter Berufe und das gesamte öffentliche Leben überhaupt, auch in den hiesigen Kommunen, die in ganz Deutschland mit zu den ersten gehörten, die "judenfrei" waren.
Das wie so vieles scheint heute vergessen. Und doch gab es in der Wesermarsch damals etliche Juden, durchweg "gute" Deutsche, so auch in Berne, wo bis zur Nazizeit mehrere jüdische Familien als hochangesehene Bürger lebten. Das Schicksal einer Berner Familie und das historische Umfeld unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in der Wesermarsch beleuchtet ein Vortrag, zu dem "Berne bringt ..." am Freitag, 07.11., 19:00 Uhr, in die Kulturmühle Berne einlädt.
Die Referentinnen, Ulla Bernhold, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Wesermarsch, und die Sozialwissenschaftlerin Almut Setje-Eilers, haben vor nunmehr fast zwanzig Jahren mit ihren Forschungen zur Regionalgeschichte der Wesermarsch begonnen. Bekannt geworden sind insbesondere ihre Veröffentlichungen zur Frauengeschichte im Nationalsozialismus. Die von ihnen verfassten bzw. herausgegebenen Bände „Ist denn da was gewesen? -- Frauen in der Wesermarsch im Nationalsozialismus" (1996) und "Memoiren aus der Tauchzeit. Jüdin aus Berne versteckt in Amsterdam 1943 - 1945" sowie "Exclusion and Persecution (Ausschluss und Verfolgung)" gelten historisch Interessierten als Standardwerke einer regionalen Geschichtsschreibung, die sich dezidiert gegen das Vergessen wendet. Bernhold und Setje-Eilers werden die damalige Entwicklung in der Wesermarsch skizzieren, über Berufsverbote und die weiteren Folgen der NS-Politik berichten und Einzelbeispiele beleuchten.
So befassen sich die Referentinnen exemplarisch mit der Berner Familie Koopmann-Berg, namentlich mit dem Schicksal von Sara Koopmann, ihrer Tochter Erna und ihrer Enkelin Renate. Die Familienvorsteherin wurde im hohen Alter nach Theresienstadt verschleppt, wo sie umkam. Ihre Tochter Erna konnte mit ihrer Familie nach Amsterdam fliehen und dort bis zum Kriegsende untertauchen. Ihre über jene Zeit verfassten "Memoiren aus der Tauchzeit" wurden, von den Referentinnen herausgegeben und verlegt auf Deutsch und Englisch, einer größeren Öffentlichkeit zugänglich als eindringliche Dokumente einer gar nicht so fernen Zeit.
Reinhard Rakow, der "Berne bringt ..." organisiert, weist auf die besondere Bedeutung des Vortrages hin, denn die öffentliche Aufarbeitung der Thematik sei (auch) in der Wesermarsch bis heute eher selten. Er bittet deshalb alle Interessierten, viele Freunde und Bekannte und vor allem auch junge Menschen mitzubringen.
Der ca. zweistündige Vortrag findet statt in der Kulturmühle Berne. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen und Platzreservierungen (auf Wunsch): Reinhard Rakow, tel. 04406-920046.