Heiko Schulze widmet sich einem neuen Osnabrücker Romanthema: Lenethun

Lenethun

Das Jahr 1488 verzeichnet in Osnabrück (8.000 Seelen) einen Volksaufstand, da die Kirche zum eigenen ökonomischen Nutzen das Weideland rund um die Stadt eingezäunt hatte. Insbesondere Osnabrücker Textilhandwerke (Schafszucht) drohen ihre ökonomische Existenz zu verlieren. Unruhe kommt auf. Ergänzt durch allgemeine Unzufriedenheit gegen den immer abgehobeneren Rat (besteht fast nur noch aus Privilegierten) und die Kirche in Gestalt des Bischofs. Brodelnde Stimmung, die sich Jahrzehnte später in Reformation und Bauernkriege verwandelt.

Schillernste Figur der Herrschenden: Bürgermeister Ertwin Ertmann, in Erfurt ausgebildeter Jurist aus Alt-Osnabrücker Hause, ewig eloquenter Bürgermeister, „welterfahren“ bis hin zu  Auftritten anlässlich von Hansetagen. Sozusagen ein erster „Carl Stüve“. Natürlich reich und steuerbefreit, mit der Kirchenführung eng verbandelt.

„Volkstribun“ wird in jener Zeit ein verarmter, von der Kirche mit Bann belegter Schneidermeister namens Lenethun. Ein erster Volksaufstand endet mit dem Niederreißen aller Zäune in der Feldmark und dem Leerfischen eines kirchlichen Fischteiches im Kloster Gertrudenberg. Zähe Verhandlungen folgen, und am Ende bleiben die Zäune tatsächlich weg, das Vieh der Ackerbürger kann wieder weiden. Und die Forderung nach öffentlichem Verlesen der Stadtverfassung, der Saate, wird erfüllt. Jedoch nur in der Weise, dass Passagen über Strafen verkündet werden, nichts über Rechte der Stadtbürger.
Weitergehende Forderungen aus dem einfachen Volk werden in Kooperation Ertmanns mit dem Bischof abgelehnt, im Spiel sind extreme finanzielle Vorteilsnahmen und Abhängigkeiten.
Lenethun aber bleibt nicht ruhig, fordert mehr Gerechtigkeit und Rechte für verarmte Handwerker. Er wird gefangen genommen und auf Geheiß Ertmanns schließlich 1490 auf dem Osnabrücker Marktplatz enthauptet. Darüber gibt es auch ein - rund 120 Jahre später gefertigtes Bild.