Inga Hagemann - Zwischendrin
Zwischendrin sah ich sie einsacken.
Die Ellbogen auf den hohen Fensterbänken abstützend,
gestreifter Stoff auf grauem Stein, vergrub sie ihre
Hände im Haar.
Kurz. Stoppelig. Grob gesträhnt.
Ihre blauen Augen geschlossen hinter den runden
Brillengläsern.
Sie atmete lang aus, so wie es Frauen in Gelb getupften Yogahosen taten.
Und dann wieder ein. Tief.
„Alles gut?“, fragte ich.
Sie griff hastig nach ihrem Schlüssel.
„Ja klar.“
Ein flaches Lachen.
„Zu viele Treppenstufen.“
Dann ein kurzes Zögern.
„Und man wird auch nicht jünger.“
aus ihrem Erstlingsbuch 'Vera', ds in Kürze im Geest-Verlag erscheint
Wir gingen den Flur hinunter. Einen von etlichen.
Weiter, immer weiter, nach dem Plan.
Noch ein Kreuz.
„Gleich brauch ich erstmal einen Kaffee.“
Ich lachte auf.
„Ich auch. Oder wir gehen Eis essen.“
Ein leichtes Zwinkern ihrerseits. Sie grinste rund.
„Oder wir gehen Eis essen...“