joachim schlichte - egoismus
egoismus
die wirtin lächelte
der wein schluckte
mein autohaus
sucht liebe
auch das bier
liegt schaal
auf jeder lippe
verdiskutierend jene
gräulichen pferde
nebst schwänzen
aller alternden
häupter
schnee nee doch wir ver
gessen sie nicht
unsere natur
lieben nur uns im
jeweiligen ich
die autobahnen werden breiter
die pneus werden dicker
die wälder nicht
sie sterben
wir ver gessen das atmen –
aus seinem neuen Band:
joachim schlichte
verschnupft
gedichte (6)
Geest-Verlag 2014
ISBN 978-3-86685-457-4
152 S., 12 Euro
Verschnupft? Worüber ist der in Rendel lebende Autor verschnupft? Der nunmehr 6. Gedichtband des 'Meisters der Wortkunst' beinhaltet vor allem politische Lyrik. Dabei zeigt er sich mehr als verschnupft über politische Entwicklungen und die Verlogenheit dieser Gesellschaft, vor allem aber auch über die Untätigkeit fast aller Menschen. Gesellschaftliche Verhältnisse hinzunehmen, kann er zwar erklären, aber nicht akzeptieren.
Ein Band für alle, die auch Wut empfinden über gesellschaftliche Entwicklungen, die uns allesamt ins Verhängnis führen, und die nicht teilnahmslos zuschauen wollen. Schlichte rüttelt wach, entlarvt mit seinem 'Tollhaus der Wörter und Buchstaben' die Konsumstrategien dieser Gesellschaft und unsere Selbstentschuldigungszeremonien.
Manch einem tritt er dabei nicht nur auf die Zehen, vielleicht sogar ins schlechte Gewissen. Da möchte man meinen, gut dass er verschnupft ist, der Poet aus Rendl.