Luisa Maureen Chilinski - Zwischen

Luisa Maureen Chilinski   

Zwischen

Ich flechte mir die Haare in drei ungleichmäßigen Teilen, während sich Mona Lisa in der Fensterscheibe spiegelt. Ihre Spielzeit ist ab-gelaufen, aber das grün macht sich gut als Ablage für meine Kopfhörer. Anstatt Töne in den Kopf zu schaufeln versuche ich vorne Worte zu finden und bin deshalb still. Die Sonne flüstert Funken in die vorbeifahrenden Bäume, die sich vielleicht bald anstecken lassen, so fühlt es sich an im April. Nicht 2100, sondern jetzt. Es ist trocken. Man, ein Wort das ich zu vermeiden versuche, rät vom Sommerurlaub ab. Es wird verwendet, wenn man nicht definieren oder etwas von sich fernhalten möchte. Einen Sommer wird hier aber wohl keiner verpassen, denke ich mit Blick auf die Bäume. Es riecht nach beängstigend routiniert verwendetem Desinfektionsmittel, von dem ich noch nie eine Flasche gekauft habe und ich erinnere mich an den Mann in der U-Bahn, der in seine Hand hustete. Ich mag Seife. Verschwendete Gedanken an seine Gefühlswelt, versucht empathisches Wundern. Zwischen Angst, Skepsis und Gleichgültigkeit hing die Stimmung am Hauptbahnhof, ein Ängsteln in die Zukunft, Warten auf Weiter und ein Autobahnnetz voller Blicke. Bin froh, dass ich nirgendwo ankommen muss und steige aus dem Zug.