Marlies Kalbhenn - Ausknipsen (Sonett am Donnerstag, 6.04.)

Ausknipsen
Marlies Kalbhenn


Ausknipsen müsste man’s können, das Denken,
vor allem des Nachts, ja: vor allem dann.
Da man es nicht kann, die Gedanken lenken
auf Gutes, das war und das wird – irgendwann.

Doch leider gelingt auch das Lenken nicht immer.
So wälzt man im Bett sich und grübelt und grübelt,
ob’s besser bald wird – oder immer noch schlimmer?
Der Schlaf, unser Freund einst, das Grübeln verübelt.

Er kommt, wenn er kommt, zu spät, geht zu früh,
macht häufige, immer längere Pausen.
Zufrieden mit ihm sind wir eigentlich nie.

Und schließlich greift man, wenn auch mit Grausen,
weil gar nichts sonst hilft, zur Pharmazie
und schläfert sie ein, die Gedanken, die krausen.