Morgen, morgen, morgendlich? Sprachtipps

   
 
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Woher stammt der Morgen? Und woher das d in morgendlich?
 

 
Das Wort Morgen lässt sich von einer indogermanischen Verbalwurzel *mer- herleiten, die so viel wie „schimmern, dämmern“ bedeutet. Somit ist der Morgen, durchaus nachvollziehbar, die Zeit der Dämmerung.
Von der Wortart her ist Morgen ein Nomen und wird dementsprechend großgeschrieben: Jeden Morgen übt mein Nachbar lautstark Cello. Dies gilt auch in Verbindung mit Tagesbezeichnungen: Heute Morgen zwitscherte lieblich die Amsel.
Wenn man ihn in den Plural setzen möchte, gerät man leicht in die Versuchung, -de anzuhängen (warum, dazu später mehr), doch ist die einzig korrekte Pluralform die Morgen.
Aus dem Dativ Singular von Morgen entstand das Adverb morgen, welches den folgenden Tag bezeichnet und kleingeschrieben wird: Gestern waren wir im Museum. Und morgen gehen wir in den Zoo.
Ebenfalls eine erstarrte Flexionsform, nämlich der Genitiv Singular, liegt dem Adverb morgens zugrunde. Dieses wird synonym zu am Morgen verwendet: Mir ist morgens häufig schwindlig. Nicht damit zu verwechseln ist der Ausdruck eines Morgens, bei dem am Artikel erkennbar ist, dass es sich hierbei um das Nomen handelt.
Schließlich wurde von Morgen auch noch ein Adjektiv abgeleitet, das die ungewöhnliche Form morgendlich aufweist. Woher stammt nun das d mitten im Wort morgendlich?
Vermutlich ist es eine Analogiebildung zu abendlich, wobei hier das d als Bestandteil des Grundworts Abend durchaus seine Berechtigung hat. Und mit diesem Wissen lässt sich auch die falsche Pluralform Morgende erklären: Hier zeigt sich wohl ebenfalls der Einfluss von Abend bzw. Abende.