Neues Manuskript von B. Traven im Bundesarchiv aufgetaucht

Neue Spur von B. Traven entdeckt


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Der Schriftsteller B. Traven (1882-1969), der unter vielen falschen
Namen seine Spur zwischen München und Mexiko geschickt verwischt hat,
gehört zu den mysteriösen Gestalten der deutschen Literatur. Eine 84
Jahre lang verschollene Detektivgeschichte des bis heute von Rätseln
umgebenen Abenteuerschriftstellers ist jetzt im Bundesarchiv Berlin
aufgetaucht. Auf das unveröffentlichte Krimi-Manuskript stieß der
Bochumer Literaturwissenschaftler Jan-Christoph Hauschild (53) bei
seinen Nachforschungen zum Lebenslauf des Schriftstellers.

Traven hatte unter dem Namen Ret Marut seit 1907 als Schauspieler etwa
in Düsseldorf und ab 1917 auch als Publizist gewirkt, an der Münchener
Räterepublik beteiligte er sich auf Seiten der "Linken". Nach seiner
Flucht nach Mexiko wurde er mit sozialkritischen Romanen wie "Das
Totenschiff" und dem 1948 mit Humphrey Bogart verfilmten Welterfolg
"Der Schatz der Sierra Madre" international bekannt.

Die jetzt
als Schreibmaschinen-Manuskript aufgetauchte Detektiv-Story Travens
"Der Täter wird gesucht" war bisher nur aus den Briefen des Autors
bekannt, schilderte Hauschild gestern. Der Autor hatte die Erzählung
1925 zunächst aus seinem Exil im mexikanischen Tampico an die
Büchergilde Gutenberg als seinen Hausverlag nach Berlin geschickt. Dort
sei das literarisch noch keineswegs ausgereifte Werk auf wenig
Beachtung gestoßen und vom Verlag an das Feuilleton der
SPD-Tageszeitung "Vorwärts" weitergereicht worden, erklärte der
Germanist.

Dort ist das Manuskript zusammen mit weiteren
ungedruckten Schriften Joseph Roths und Stefan Zweigs in Briefstapeln
"verschwunden". Die Dokumente haben trotz der Zerstörungen durch
NS-Zeit und Krieg mit allerlei SPD-Parteiunterlagen die Zeit überdauert
und sind schließlich ins Berliner Bundesarchiv gekommen.

Die
Kriminalgeschichte, die auf einem authentischen Mordfall beruhe, sei
"eigentlich nur ein biografisch interessantes Zeugnis", sagte
Traven-Kenner Hauschild: "Bei ihm ist es mysteriös, wie er sich vom
drittklassigen Kurzgeschichtenautor in den Epiker von Weltrang hat
verwandeln können", meint der Germanist. Daher sei bei Traven/Marut
"die biografische Forschung, die eigentlich ja erlahmt ist, besonders
wichtig". Erst unlängst war dem Bochumer Germanisten der Nachweis
gelungen, dass Traven, Herausgeber der anarchistischen Zeitschrift "Der
Ziegelbrenner" und 1919 dem Standgericht in München entflohen war.

Internet: www.bundesarchiv.de