NWZ berichtet ausführlich über Reinhard Tschapkes Buch 'Auf dem Holzweg'

 

Wie ein Kopfmensch das Feuermachen für sich entdeckt

Was bringt einen Intellektuellen dazu, übers Holzmachen zu schreiben? Die Antwort gibt Reinhard Tschapke, langjähriger Kultur-Chef der Nordwest-Zeitung, in seinem klugen und unterhaltsamen Buch.


Autor Reinhard Tschapke, langjähriger Feuilleton-Chef der Nordwest-Zeitung. Privat
Autor Reinhard Tschapke, langjähriger Feuilleton-Chef der Nordwest-Zeitung.

Privat


Jade - Man sagt Redakteuren nach, dass sie beim Recherchieren zuweilen dicke Bretter bohren müssen. Und den Medien wird in polarisierenden Debatten gern vorgeworfen, dass sie es seien, die zündeln.

Dr. Reinhard Tschapke (67), langjähriger Feuilleton-Chef der Nordwest-Zeitung, hat diese Berufsdebatten schon lange hinter sich gelassen. Er befasst sich im Ruhestand mit echtem Holz und echtem Feuer. „Wie ein Intellektueller das Fällen, Sägen und Feuermachen entdeckt“, lautet der Untertitel seines Buchs, das kürzlich im Visbeker Geest-Verlag erschienen ist und bereits vor der zweiten Auflage steht.

„Auf dem Holzweg“, so der Titel des Buchs, ist die Geschichte eines „Kopfmenschen“, der ganz handfest Erfüllung im Fällen, Sägen und Feuermachen findet. Zunächst aus praktischen Gründen: Der promovierte Literaturwissenschaftler lebt auf dem Land in der Wesermarsch, hat einen Kaminofen und viel Holz auf dem großen Grundstück. Aus der Notwendigkeit, Brennholz zu produzieren, wurde eine Leidenschaft. So sehr, dass der Intellektuelle die schwere Arbeit mit Kettensäge und Axt als Wende in seinem Leben erfährt.

Wer Reinhard Tschapke und seine vielen journalistischen Texte kennt, weiß, wie wunderbar er diese Wandlung in Worte fassen kann, wie er Stück für Stück vom Holzsägen zum Sinn des Lebens kommt, zu philosophischen Einsichten, biografischen Erinnerungen, literarischen Exkursen und Lebensweisheiten, letztere nie belehrend und immer mit dem ihm eigenen Hauch von Selbstironie.

Sein Buch „Auf dem Holzweg“ ist so noch viel mehr als kluge und unterhaltsame Selbsterkenntnis. Es ist ein Loblied auf die befriedigende Produktivität von körperlicher Arbeit, deren Ergebnis man anfassen und – hier im doppelten Sinne – als wohlige Wärme spüren kann. Es ist eine Hommage an die weite Wesermarsch. Und nicht zuletzt ist es ein kleiner Ratgeber für alle Kopfmenschen, die mit dem durchaus nicht ungefährlichen Gedanken spielen, mit Axt und Motorsäge zu hantieren.

Infos zum Buch

Reinhard Tschapke, „Auf dem Holzweg“, Geest-Verlag 2023, ISBN 978-3-86685-961-6, 164 Seiten, 12,50 Euro