NWZ stellt Udo Brückmann und sein demnächst erscheinendes Buch 'Zirkus Konzentrazani' vor

Auf Spurensuche mit einem Heimkehrer
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Udo Brückmann neuer Gästeführer in Gemeinde Apen – 46-Jähriger stammt aus Augustfehn
Jahrelang lebte der Kunsthistoriker in Berlin. Eigentlich wollte er
dort Bühnen­bildner an der Deutschen Oper werden.
Kerstin Buttkus   

Apen/Augustfehn Udo Brückmann ist ein viel beschäftigter Mann, und herumgekommen in der Welt ist er auch. Eine Weile hat er in Australien gelebt. Nun ist er Gästeführer in der Gemeinde Apen. Eine Art Rückkehr zu seinen Wurzeln.

Udo Brückmann stammt aus Augustfehn. Heim kam er 2007, um sich um seinen schwer kranken Vater zu kümmern. Die Mutter war bereits Ende der 1990er Jahre gestorben.

Eigentlich hatte der Sohn andere Pläne. Er wollte nach seinem Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Berlin Bühnenbildner an der dortigen Deutschen Oper werden. Schon während seiner Uni-Zeit, in der er Geld als Gästeführer in Potsdam verdiente („1000 Führungen in fünf Jahren“, so Brückmann), hatte er Theater- und Filmluft geschnuppert. Er stand – als Statist – mit Harald Juhnke auf den Brettern, die die Welt bedeuten, war im „Tatort“ mit Günter Lamprecht der schweigsame Spurensicherer oder das Licht-Double bei „Otto – Der Liebesfilm“.
Kulinarische Landpartie

Am 17. Juli steht die nächste „Kulinarische Landpartie“ mit Gästeführer Udo Brückmann auf dem Programm. Eine Anmeldung ist erforderlich: t 04489/7373.

„Ich begrüße Sie herzlich zu unserer kulinarischen Landpartie“, sagt Brückmann an diesem warmen Frühsommernachmittag vor dem Bahnhof in Augustfehn. Er lächelt freundlich, fast ein bisschen schüchtern wirkt er. In den nächsten dreieinhalb Stunden wird er die Zurückhaltung nach und nach ablegen. Er erzählt auf der Busreise und bei diversen Zwischenstopps, bei denen nicht nur geistig Nahrhaftes offeriert wird, sondern auch kleine Leckereien gereicht werden, Wissenswertes und Anekdoten aus seiner Heimat.
Roman geschrieben

Er berichtet beispielsweise von den glücklosen Ehen des Oldenburger Großherzogs Paul Friedrich August, von einer der ältesten Glocken Nordwestdeutschlands (sie läutet an der Aper Kirche), schildert die traurige Geschichte von Oma Puls, die im 19. Jahrhundert einsam leben musste.

Das Erzählen ist seine Passion. Mit dem Westersteder Historiker Volker Hedemann hat der 46-Jährige einen Roman über ein dunkles Kapitel regionaler Geschichte geschrieben. „Zirkus Konzentrazani“ heißt das Buch über das Konzentrationslager Börgermoor, das erste der späteren Emslandlager. 1933 entstand dort das Lied der Moorsoldaten. Ende September, Anfang Oktober erscheint der Roman im Geest-Verlag Vechta. „Die Recherchen waren aufwendig. Etwa vier Jahre haben wir für das Projekt gebraucht“, sagt Brückmann. Er streicht sich die Haare zur Seite und rückt seine Brille zurecht. Die Arbeit habe ihm über eine schlimme Zeit hinweggeholfen – das Siechtum und den Tod des Vaters.

Udo Brückmann wohnt in seinem Elternhaus am Kanal. Zu den Erinnerungsstücken aus seiner Kindheit hat er seine Berliner Möbel gestellt. „Ich habe zu meiner Studentenzeit in einer Wohngemeinschaft gelebt. Mit einem Inder, einem Japaner und einem Koreaner.“ Der Japaner ist heute Dirigent in Tokio, der Koreaner ist für einen Autohersteller in Seoul tätig. Der Inder wohnt noch in Berlin und ist Maschinenbau-Ingenieur. Vermisst Brückmann manchmal die Hauptstadt? „Seit 2009 oder 2010 bin ich nicht mehr dort gewesen. Mich interessieren Menschen, und die habe ich auch hier in der Gemeinde.“
Zusatzausbildung

Sein Interesse an Menschen hat dazu geführt, dass der 46-Jährige gerade eine Zusatzausbildung zur Fachkraft Inklusion an der Volkshochschule Cloppenburg absolviert. Sein Ziel ist es, später einmal mit behinderten Migrantenkindern zu arbeiten. Der Nachwuchs liegt dem Augustfehner, der auch Nachhilfestunden gibt, sehr am Herzen. Gern würde er ein Kinderbuch schreiben – wie Max Kruse. Im Nebensatz erzählt Brückmann, dass er mit dem „Urmel“-Erfinder jahrelang einen Briefwechsel unterhielt, hin und wieder telefonierten die beiden auch miteinander. „Irgendwann habe ich ihm einfach geschrieben, und er hat geantwortet. Daraus hat sich das dann entwickelt.“ Zu Papier gebracht hat Brückmann bereits Kindergedichte. Über das Internetportal „Books on Demand“ sind diese zu haben.

Seine anderen Gedichte – die für Erwachsene – werden in einem im Frühherbst erscheinenden Kunstkalender für das Jahr 2014 der Bakumer Malerin Gertrud Tegeler abgedruckt. Der Erlös kommt Tegelers Stiftung „Angel’s Garden“ zugute, einem Mädchen-Projekt in Indien.

Udo Brückmann ist zweifellos ein viel beschäftigter Mann und einer mit vielen Talenten. Zeichnen könne er auch, verrät er und erinnert an seinen früheren Berufswunsch Bühnenbildner. „Musische Begabung fehlt mir allerdings“, sagt er mit einem schüchternen Lächeln.