"Prall lebendig, irre poetisch": Das Doppel-Lesungs-Wochenende der Bücherwochen - Andreas Nohl und Finn Ole-Heinrich
"Prall lebendig, irre poetisch":
Das Doppel-Lesungs-Wochenende der Bücherwochen
Tom Sawyer und Huckleberry Finn mit dem Floß auf dem Mississippi hier, ein Student in Examensnöten beim Straßenbahnfahren dort: Zwei Lesungen mit prominenten Akteuren zum Thema Reisen stehen am übernächsten Wochenende auf dem Abendprogramm der Berner Bücherwochen.
Am Samstag, 3.12., (20:00 Comeniusschule), liest der Schriftsteller und Übersetzer Andreas Nohl aus Mark Twains angeblichen Jugendbüchern, die ja in Wahrheit Klassiker der Gesellschaftsliteratur sind. Nohl selbst hat Twain für den Hanser-Verlag neu übersetzt; das im letzten Jahr erschienene Ergebnis entfachte wahre Jubelstürme in den Feuilletons. Nohls "neue großartig schmissige Übersetzung" wurde von der ZEIT gelobt, und Deutschlandradio Kultur gratulierte so zu der Übersetzung: "Sie ist so schön! Die Sprache der Menschen ist so herrlich, ohne in verkrampften Slang zu verfallen, der erzählte Teil so wundervoll musikalisch, prall-lebendig. Ein sehr schönes Buch, das ich sicher verschenken werde." Der in Augsburg lebende Nohl hat Anglistik und Germanistik studiert, lange in USA gelebt und dann promoviert. In Berne liest Nohl aus eben "diesem sehr schönen" Buch, erzählt von Twain und von Amerika und vom Übersetzen und beantwortet Publikumsfragen.
Den Sonntagabend (4.12., 20:00, Gut Neuenhuntorf) bestreitet Finn-Ole Heinrich, ein "Superstar der deutschen Nachwuchsliteratur". Noch keine 30, aber schon mit Preisen und Lobeshymnen überschüttet, entzückt seine Prosa TAZ und SPIEGEL, Süddeutsche und FAZ. „Direkt, knallhart und doch irre poetisch" sei sie. Heinrich nehme kein Blatt vor den Mund, schreibe sehr präzise und melodisch und habe bei allem "trotz seiner jungen Jahre das Einfühlungsvermögen einer achtfachen Pflegemutter" (NDR Kultur). Der in Ostfriesland aufgewachsene Heinrich hat in Hamburg sein Diplom als Filmregisseur abgeschlossen und lebt jetzt in Berlin.
Für die Berner Bücherwochen liest Heinrich aus seinem Erzählband "Gestern war auch schon ein Tag". Bei dem Text handelt es sich um eine seiner dichtesten und längsten Erzählungen, "MARTA". Einem jungen Mann läuft in der Straßenbahn eine entwurzelte kranke Frau zu wie ein räudiges Kätzchen — der Beginn einer zauberhaft kaputten Geschichte, zart wie Katzenfell, aufregend wie eine bekiffte Achterbahnfahrt und dabei zum Heulen traurig/schön. "In MARTA entwickelt Heinrich einen Sog, der einen durch die Handlung zieht und zum Schluss fast atemlos lässt. Man mag ihn gelegentlich für einen Überpathetisierer halten. Aber gerade das ist seine große Stärke", urteilte die Kritik: "Dass er etwas wagt".
Eintritt AK/ VK jeweils 10,00/ 8,00
VK, Infos, Platzreservierungen:
tel. 04406-920046, winterreise2011@gmx.de