Presseinfo: Fast ein Jahrhundert weiblicher Literaturgeschichte Marianne Brentzel mit Literaturskizzen zu den sieben Autorinnen, die den Nelly Sachs-Preis bis heute gewannen

Fast ein Jahrhundert weiblicher Literaturgeschichte
Marianne Brentzel mit Literaturskizzen zu den sieben Autorinnen, die den Nelly Sachs-Preis bis heute gewannen

Brentzel, Marianne
IM SALON DER DICHTERINNEN
Die Nelly-Sachs-Preisträgerinnen
Geest-Verlag 2014

ISBN 978-3-86685-478-9
158 S.,  11 Euro
 

Der Nelly-Sachs-Preis orientiert satzungsgemäß auf die Ehrung literarischer Qualität und auf den Gedanken der Toleranz und Versöhnung zwischen den Völkern. Diese Gedanken sind sicher nicht obsolet, bedürfen aber einer Neuausrichtung, die die interkulturellen Aspekte in einer globalisierten Welt stärker in den Blick nimmt. Außerdem ist es Anliegen der Autorin, den Preis näher an die Dortmunder Bevölkerung zu rücken, insbesondere an die literarisch interessierten Menschen. Vor allem aber vermisse sie die Ehrung von angemessen vielen Autorinnen. Sinnvoll wäre es, in Zukunft jeweils ein ums andere Mal eine Frau und einen Mann zu ehren. Dann würde sich die bisherige Ungleichheit im Laufe der Zeit korrigieren lassen und den Autorinnen ein angemessener Platz unter den Preisträgern zukommen

Die weiblichen Preisträger noch einmal ins Bewusstsein zu heben, ihnen die gebührende Aufmerksamkeit zu erweisen, dazu soll dieses Buch dienen, in dem die Preisträgerinnen jeweils kurz von Marianne Brentzel skizziert werden. Stellen wir uns vor, es gäbe einen Salon zu Ehren von Nelly Sachs. Die Dichterinnen träfen sich, ließen ihre Erfahrungen sprechen. Margaret Atwood als die Jüngste unter ihnen berichtete, welche Schwierigkeiten sie hatte, ihren ersten Roman: Die essbare Frau unterzubringen, weil die Verlage fürchteten, sich die Finger damit zu verbrennen. Sie säße neben Hilde Domin, der Dichterin des Dennoch, die von Exil und Verfolgung sprechen würde als einem Grundmuster ihres Lebens, im Briefwechsel mit Nelly Sachs und ihr eng verbunden. Ihnen gegenüber säße Johanna Moosdorf, die von Nelly Sachs für den Preis eigens empfohlene Dichterin, die im Roman Nebenan von den Nazis schrieb, die sich immer noch breitmachten im Wirtschaftswunder-Deutschland, was die örtliche CDU 1963 zum Protest gegen die Preisverleihung veranlasste. Und Christa Wolf, manchmal als „Staatsdichterin“ der DDR verleumdet, die mit Der Geteilte Himmel und Kindheitsmuster den Aufbruch für ein anderes Deutschland verstehbar machte, neben Nadine Gordimer, der großen Dichterin gegen das Apartheidregime, von der Nelson Mandela sagt, es sei seine Lieblingsdichterin. Neben ihr Ilse Aichinger, die Anarchistin der österreichischen Literatur. Sie würde von der Gruppe 47 sprechen, in der sie als erste Frau Sitz und Stimme bekam und 1952 den Preis der Gruppe gewann. Und vor Kopf Nelly Sachs, die Namensgeberin und erste Preisträgerin, die 1966 den Nobelpreis bekam und von sich sagt, ihre Person sei gänzlich unwichtig, nur die Dichtung, das Werk zähle.

Eine illustre Gesellschaft, die sich viel zu sagen hätte, von Exil und Heimkehr, von männlichem Größenwahn und tastenden Anfängen des Dichtens, von der weiblichen Wahrnehmung und dem alltäglichen Kampf um Zeit und Kraft für die Aufgaben einer Schriftstellerin.
Fast ein ganzes Jahrhundert Literatur würde zum Spre­chen gebracht, wenn diese sieben Dichterinnen einander begegneten. In Klammern befindet sich jeweils das Jahr der Preis-Verleihung)
Nelly Sachs (1961), Johanna Moosdorf (1963),  Ilse Aichinger (1971), Hilde Domin (1983), Nadine Gordimer (1985), Christa Wolf (1999), Margaret Atwood (2009).