Reinhard Rakow im Interview: Berner Bücherwochen - ein Fazit

Berner Bücherwochen wird es weiter geben

Organisator Reinhard Rakow zieht ein positives Fazit: "Es gab viele positive Rückmeldungen"

Lesungen in Autohäusern und Restaurants. Konzerte in Kirchen. Buchvorstellungen in den Schulen. Seit Mitte Oktober sind die Berner an vielen Ecken ihres Ortes mit den 3. Berner Bücherwochen konfrontiert worden. Gestern war nach acht Wochen Schluss mit dem Kulturprogramm. Im Gespräch mit Barbara Wenke zog Organisator Reinhard Rakow ein Fazit. Frage: Von Mitte Oktober bis Mitte Dezember Berner Bücherwochen. Wie lautet Ihr Fazit? Hat sich die Ausdehnung rentiert? Reinhard Rakow: Wir hatten ein weniger geballtes Programm. Es waren mehr Pausen dazwischen, so dass alle, Publikum und Macher, ein wenig zur Ruhe kommen konnten. (kurze Pause) Doch. Die Änderung hat sich rentiert. Die Ballung der beiden ersten Bücherwochen war in erster Linie durch eine Vielzahl von Lesungen aus der Anthologie zustande gekommen. Diese sind diesmal konzentriert worden, auch mit der Folge, dass sie bewusster wahrgenommen und besser besucht wurden.
Wie sieht es mit Kosten für die Bücherwochen aus? Sie haben Stars wie Jochen Senf, Hannelore Hoger und viele hochkarätige Musiker nach Berne geholt. Die haben sicherlich ihren Preis.
In der Tat.
Von was für einem Volumen sprechen wir da? Bei den Berner Bücherwochen sprechen wir von mehreren Zigtausend Euro.
Wie haben Sie das finanziert? Durch Eintrittseinnahmen, Eigenleistungen und Spenden. Wobei es von Jahr zu Jahr schwieriger wird, Kultur über Sponsoring zu finanzieren, weil sich die öffentliche Hand zunehmend aus der Kultur zurückzieht. Es wird alles verlagert auf die Privaten, und die werden überrannt von einer steigenden Zahl von Begehrlichkeiten. Wir sind ja nicht die Einzigen.
Haben Sie Rückmeldung aus der Berner Bevölkerung erfahren? Haben zum Beispiel die Gastronomen an den Tagen, an denen die Bücherwochen etwas im Programm hatten, einen Ansturm bemerkt? In der Tat. Es gibt auch in diesem Jahr viele, viele positive Rückmeldungen. Ich denke, die Marke Berner Bücherwochen hat sich genau wie die Marke Konzertkirche Warfleth etabliert. Auch außerhalb von Berne. Viele Berner nehmen das sehr positiv wahr.
Welche Programmpunkte haben besonderen Zuspruch erfahren? Die Lesungen sind gut bis sehr gut angenommen worden. Wobei wir unterscheiden müssen, einmal die sogenannten Promi-Lesungen als da wären Hannelore Hoger, Thomas Lehr oder Finn-Ole Heinrich. Egal, ob die Häuser da ganz oder weniger voll waren: Die Resonanz beim Publikum war einfach irre. Alle, die da waren, sind begeistert nach Hause gegangen. Überraschend gut sind auch die Anthologie-Lesungen angenommen worden. Ob das im Stedinger Landhaus, im Hotel Weserblick oder sonstwo gewesen ist, die Leseorte waren ordentlich bis gut besucht, mit einer intensiven, zugewandten Atmosphäre, langen Diskussionen anschließend und noch dazu vielen Rückmeldungen über den Tag hinaus. Die Konzerte waren bis auf das allererste durchgehend ausverkauft oder so gut wie ausverkauft. Und auch da gab's ganz, ganz viel positives Feedback, aus Berne selbst und regelmäßig auch von außerhalb.
Und was wurde weniger angenommen, wo Sie vielleicht sagen, da hätte man drauf verzichten können? Die Frage bedarf der Korrektur: Ich meine nicht, dass man auf Sachen, die geringeren Zuspruch haben, einfach so verzichten könnte. Aber es ist nach wie vor nicht einfach, Vorträge in Berne zu etablieren. Die Themen können noch so spannend sein, die Referenten noch so gut: mehr als ein, zwei Hände voll sind auch diesmal nicht zusammengekommen. Was zwar bedauerlich ist, aber nicht heißt, dass derartige Angebote verzichtbar wären, denn die Angebote sind ja werthaltig und die Menschen, die sie wahrnehmen, wissen das sehr zu schätzen. Vielleicht ist der Zwei-Jahres-Abstand zwischen den Bücherwochen für solche Formate ja doch zu groß. Ich könnte mir vorstellen, wen! n man's kontinuierlicher machen würde, Jahr für Jahr jeden Monat einen Vortrag, dann würde die Akzeptanz auch dafür allmählich zunehmen.
Was heißt das für die Zukunft? Wird es 4. Berner Bücherwochen geben? So Gott will: Ja. Eine Frage ist dabei, wie sich die Finanzierungsmöglichkeiten gestalten. Und man braucht nicht nur positive Feedbacks, sondern auch Menschen, die sich aktiv einbringen. Das Engagement etwa von Linda Schmitz-Major und ihren Kolleginnen im Berner Kindergarten oder von Beate Petter an der Grundschule Ganspe hat diese Bücherwochen maßgeblich mitgeprägt. Auch Alfred Büngen und Inge Witzlau vom Geest-Verlag sind hier zu nennen, die Nächte lang Schülerhandschriften entziffert haben. Ohne Begeisterung für die Sache und ohne selbstlosen Einsatz sind solche Projekte jedenfalls nicht zu stemmen.

(aus Weserkurier/regional/12.12.2011)