SCHIMMELREITER-PREIS 2014

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SCHIMMELREITER-PREIS 2014

Hanerau-Hademarschen ist Storm und Schimmelreiter-Ort.

Der Dichter Theodor Storm (1817-1888) lebte hier von 1880 bis zu seinem Tode.

2013 gedenken wir seines 125. Todestages und feiern auch den 125. Geburtstag seiner Meisternovelle "Der Schimmelreiter".

Die letzte Reise seines Lebens führte den Dichter auf die sagenumwobene Insel Sylt, die ihn zu einer neuen Novelle inspirierte. Noch auf Sylt verband er verschiedene Sagenmotive mit einzelnen Szenen, strukturierte die Notizen auf fünf Blättern, legte das Manuskript zu Hause in Hademarschen in einer Schublade ab und widmete sich der Vollendung seines "Schimmelreiters".

Theodor Storms Tod verhinderte eine Weiterarbeit an seinem Entwurf "Sylter Novelle".

Teilnahmebedingungen

Der Teilnehmer/Die Teilnehmerin des Wettbewerbs soll sich nun einer einzelnen Szene oder eines Motivs (Beispiel Eingangsmotiv: Sein Haß gegen Militair u. alles Gesetzliche. Beispiel Schlussmotiv: Eine irrsinnige Frau geht in den Dünen um.) bedienen [Szenen, siehe weiter unten] und eine Geschichte verfassen.

Bei der Bewerbung ist das Folgende zu beachten:

1. Die Ausschreibung richtet sich an SchülerInnen, Studierende und Personen, die zwischen Ausbildung und Beruf stehen.

2. Eingereicht werden kann eine bisher unveröffentlichte kurze Geschichte, die in sich geschlossen und auf Motive oder Einzelszenen aus Theodor Storms Entwurf "Sylter Novelle" zurückzuführen ist. Die Zeit, in der die Handlung abläuft, ist frei wählbar. Ort der Handlung ist die Nordseeinsel Sylt.

3. Die Geschichte darf nicht mehr als fünf Seiten (3-5 S.) DIN A4 in Schriftgröße 12 umfassen und ist in fünffacher Ausfertigung einzusenden.

4. Anonymisierung: Das Manuskript darf keine persönlichen Daten enthalten. Ein separates Blatt mit Name, Anschrift, Telefonnummer oder E-Mail-Adresse, Schule bzw. Hochschule ist anzulegen.

5. Einsendeschluss ist der 30. November 2013; die Preisverleihung erfolgt im Mai 2014. Eine unparteiische Jury bewertet die eingereichten Beiträge und entscheidet über die Zuerkennung der Preise.

6. Das Preisgeld für den SCHIMMELREITER-PREIS beläuft sich auf 3.000 Euro (1. Preis: 1500 Euro, 2. Preis: 1000 Euro, 3. Preis: 500 Euro).

7. Mit der Einreichung seines/ihres Manuskripts erkennt der Autor/die Autorin die Bedingungen des Wettbewerbs an und erklärt ausdrücklich, dass sein/ihr Beitrag unentgeltlich bei der Verleihung eines Preises gelesen und sowohl im Rahmen der Berichterstattung als auch in einer eventuellen Buchpublikation veröffentlicht werden darf.

8. Der Autor/die Autorin erklärt sich außerdem bereit, dass seine/ihre Einsendung im Storm-Ort Hanerau-Hademarschen verbleibt.

Für die Gemeinde Hanerau-Hademarschen
- der Bürgermeister -,

den Schleswig-Holsteinischen Heimatbund (SHHB),
den Arbeitskreis Tourismus und Kulturangebote
als Organisatoren: Martin Marcus Vollert, Albersdorf,
Hartmut Schalke, H.- Hademarschen.

Anschrift:
Hartmut Schalke
Schimmelreiter-Preis
Amselweg 9
25557 Hanerau-Hademarschen

E-Mail: Schimmelreiterpreis@t-online.de

1. Blatt

Sylter Novelle

Einem Sylter (in Wenningstedt) wird seine einzige Tochter von einem dän<ischen> See-Offizier (Schiff ist hier stationiert) verführt. S<ein> Haß gegen Militair u. alles Gesetzliche. Er strandraubt etc., der König setzt einen energischen Landvogt <ein>, mit einer halbgewachsenen dito Tochter. Die Verführte war im Wochenbett gestorben; der hinterlassene Sohn<Lars> (schön, stark, gleich des Landvogts Tochter) ist vom Gr<oß- >Vater im Haß gegen Militair u. Gesetz erzogen u. verrufen auf der Insel. Da - etwa Jahrmarkt - tritt er ihr, die von andern Knaben u. Mädchen umringt ist, entgegen. Jene warnen sie vor dem gefürchteten Jungen, u. sie sagt ihnen, sie sollten ihn wegjagen. Sie versuchen es, er wirft sie. Da werden ihre Augen zornig. „Zurück, laßt mich - nein allein!“ und das schöne kräftige Mädchen stürmt gegen ihn; er starrt sie an und wie sie mit ihren kleinen festen Händen ihn packt, kommt es wie Lähmung über ihn, sie wirft ihn u. setzt ihren Fuß auf seinen Nacken.
Er geht schweigend fort.

2. Blatt

Sie geht gern in die Dünen, es spukt dort, Geheul und Geschrei (aber auf Anrichten des alten Sylters von s<einem> Enkel <Lars,> um die Menschen fortzuscheuchen)<.> Da tritt der Alte ihr entgegen; sie erschrickt u. entflieht; da k<ommt> d<er> Alte lachend hinterher; sie stürzt, verrenkt den Fuß u. kann nicht wieder aufkommen. Da ist der Junge zur Stelle; er hebt sie sanft vom Boden. „Trage mich nach Haus!“ befiehlt sie ihm.- „Ja“, u. er thut es. Sorgfältig wie eine Mutter trägt er sie. „Du bist doch der Stärkste!“ sagt sie sanft u. schließt dabei die Augen. „Nur jetzt“, sagt er; „aber mach doch die Augen auf.“
„Willst Du es?“ „Ich will nicht, ich bitt Dich nur darum; denn Du bist doch die Stärkste!“
Da thut sie es; so gehen sie Aug` in Auge; er strauchelt einmal; fast wären sie gefallen. Er trägt sie nach Westerland ans Haus u. pocht das Gesinde heraus. Dann wendet er sich u. schweigend entflieht er, als hätte er ein Verbrechen begangen.
(Zwiespalt bei ihr, wer der Mächtigste. Er <Lars> sagt ihr jetzt oder später, daß er <von> dem Alten fort will u. zur See).
Er hat sie vor dem Alten beschützt, der Alte

3. Blatt

deshalb gegen ihn. Er verschwindet <geht zur See>.
Sie verlobt sich nach ca. 2 Jahren, sie denkt seiner nicht mehr sehr, wesentlich Werk des Vaters. Die Verlobten sitzen zusammen in d<er> Laube, sie duldet unangenehm seine Zärtlichkeiten. Als er sie umfassen will<,> springt der Schiffer <Lars> herein u. wirft ihn über den Zaun. Ihre Empörung gegen ihn; erbittert weist sie ihn zurück. Der Bräutigam geschunden u. gestoßen klagt; ihr erscheint innerlich der Contrast zwischen den Beiden; sie lächelt oft innerlich.
Hochzeit naht. Sie etwas erschüttert; am Tage vorher geht sie in die Dünen, um von der Größe u. Stille Abschied zu nehmen. Der Schiffer <Lars> will auch folgen, ist auch da, sein Schatten wird ihr sichtbar, das Brausen des Meers; es fällt ihr auf die Seele: morgen sollst Du den Jämmerlichen heirathen. Mondlicht in den Dünen. Wuth, Groll, Leidenschaft, Erbitterung gegen die Menschen kämpfen in ihr mit der keuschen Scheu, die ihr die Herrschaft über ihn giebt. Sie begegnen sich: „Weshalb bist Du hier? Wohl deshalb, wie Du. Ich will nicht, was ich soll. Ich weiß, Du verachtest mich, tritt mich mit

4. Blatt

Füßen, nur einen Blick in Deine Augen" (oder so etwas) er umfaßt sie; sie steht reglos; da schlägt sie die Arme um ihn. Rasende Leidenschaft von beiden Seiten.
Brautnacht in den Dünen. Das Meer.
Er wirft sich vor ihr nieder. Sie verlangt, daß er ihr verspricht, nie wiederzukommen, sie nie wiederzusehen. Er verspricht es <.> (Gespräch vorher, daß er morgen fort muß.) Am Morgen Trauung. Zwiespalt in ihr, daß sie schon mit einem Ehebruch in die Ehe tritt. Der Priester hält die Wahrheit als Grund der Ehe ihr vor. Sie sagt: "Nein." Aufruhr, Zorn des Vaters <des Landvogts>, aber sie will nicht. Bräutigam fort. Sie lebt im väterl<ichen Hause> bis ihre Schwangerschaft deutlich wird.
Verstoßung.
Hülfe suchen beim alten Sylter <in Wenningstedt>, dem sie Alles erzählt. Höhnische Freude an seinem Enkel <Lars>, daß er seine Mutter gerächt hat. <Der Alte nimmt sie auf.> Aber er verlangt strengen Gehorsam, sie bleibt als Aschenbrödel, muß bei Strandraubfällen Dienste thun <.>

5. Blatt

Sie gebiert ein Kind.
Sehnen nach ihm <Lars>, jedes Segel läßt sie hoffen; aber sie weiß, er wird sein Wort nicht brechen.
<Sturm>
Ein alter Schiffer erzählt, er sei bei einem gewaltigen Kapitain gewesen, der <sei vor einigen Tagen> in die Nordsee eingelaufen, habe zwischen Sylt u. Helgoland nach Hamburg wollen, wenn der Sturm ihn jetzt nur nicht zu fassen kriegt.
Nachts Strandfall; der Sylter sammelt seine Kameraden. Der Alte läuft um sein Gewerbe zu betreiben an den Strand. Sie von der Angst gefaßt es könne Lars sein, folgt dem Alten.
Kampf in d<er> Dunkelheit zwischen Vater u. Sohn (1) ; sie kommt dazu u. findet den Sohn (2) sterbend oder todt.
-- Eine irrsinnige Frau geht in den Dünen um.-

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Sie geräth in ein Dünental, läuft im Dämmern gegen einen Pfahl, der im Sande eingerammt ist; sie sieht auf, da stehen wohl über 20 Pfähle. Sie weiß es, man hat es ihr gesagt, da liegen die Heimatlosen, die Gestrandeten<,> die Erschlagenen. Ihr graust; sie läuft zwischen die Pfähle durch; da Geheul von einer Seite, es antwortet von der andern. Sie entflieht u. fällt.
(Man darf dem Meer nicht ganz rauben, was es sich erobert; darum in den Dünen begraben)

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Anmerkungen:
Anm. 1: Gemeint ist Großvater u. Enkel.
Anm. 2: Gemeint ist Lars, der Enkel des Strandräubers.
<... > Ergänzungen der Stormgesellschaft Husum.

Benutzte und empfohlene Literatur: Karl Ernst Laage: Theodor Storms letzte Reise und seine "Sylter Novelle". Boyens & Co. Heide 1998. Hartmut Schalke: Dass es doch immer wieder Rosen gibt.

Theodor Storms letzte Jahre in Hademarschen und Hanerau. Deich Verlag. Wewelsfleth 2012.

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[Aus dem PDF der Originalausschreibung:
Der Künstler Martin Marcus Vollert erläutert sein Bild (Logo)

Das gezeichnete Logo führt uns durch seine Bildform zu den Inseln in Friesland. Denn diesen Bildausschnitt einer Dünenlandschaft erblicken wir aus dem Fenster eines reetgedeckten Friesenhofes auf Sylt. Der gemauerte Bogen des Fenstersturzes formt den hohen Himmel über einem Stück Meeresstrand mit Dünen. Und damit erleben wir die Naturmacht des Meeres, Ursprung der Schöpfung, Quelle des Lebens und der Todesgefahr, Schönheit und Unberechenbarkeit. Wir spüren den Atem - Wind und Sturm - und den Lebenspuls in Form von Ebbe und Flut. Darüber wölbt sich der blaue Himmel mit wechselhaftem Wolkenspiel und steter Wandlung von gleißender Helligkeit bis zur alles umfangenden Finsternis, ein Spiegel menschlichen Seins von Frohsinn und Lust bis hin zu Trauer und Schwermut.

Im Mittelpunkt des Logos befinden sich zwei große Dünen als beherrschendes Bildelement. Sie sollen das Spiel der Elemente und den Wandel zeigen, der sich allzeit an der Grenze vom Meer zum Land vollzieht. Eine Hügelform wird modelliert, ohne jeden schützenden Bewuchs - busengleich in dramatischer Nacktheit!

Es war eine "prächtige" Sylter Düne bei Wenningstedt, auf der Theodor Storm im August 1887 im Gespräch mit einem Freund aus verschiedenen Sagenmotiven die Idee zu einer "Sylter Novelle" entwickelte. Mögliche Schauplätze und die stimmungsvolle Atmosphäre wirkten unmittelbar auf den Dichter ein.

Zwischen Meeressaum und Dünen sind einzelne Pfähle zu erkennen, teilweise schief und verwittert. Sind es die Reste alter Buhnen oder ruhen dort die namenlosen Ertrunkenen, die die Wellen einst an den Strand spülten? In seinem Entwurf "Sylter Novelle" schreibt der Dichter von einem "Geheul", das in der Dämmerung zwischen den Pfählen zu hören ist und ein leichtes Grauen erzeugt. Und in seiner Novelle "Der Schimmelreiter" hat Theodor Storm das Spukhafte meisterhaft in die harte Realität eingebracht. - Sein Gedicht "Meeresstrand" endet mit den Versen:

"Vernehmlich werden die Stimmen,
Die über der Tiefe sind.

Am Himmel sehen wir zwei Möwen, deren leichtes Dahinschweben völliges Loslassen symbolisiert. Das muntere Spiel mit dem Wind: unendliche Freiheit, miteinander zum fernen Horizont fliegen: das Glück suchen.]