Schreibtipp: Die Beugung des Herzens und seine Zusammensetzungen


Das Substantiv Herz wird unregelmäßig
gebeugt, schwach flektierte Formen stehen neben stark
flektierten. Im Genitiv und Dativ Singular werden die
Formen des Herzens und dem Herzen,
im Akkusativ das Herz verwendet: Man sieht
nur mit dem Herzen gut
(Antoine de
Saint-Exupery). Seine taktlose Äußerung traf sie
ins Herz.
In der Umgangssprache, aber auch im Medizinerjargon überwiegt
allerdings die Tendenz, im Dativ Singular anstelle
der schwach gebeugten Form dem Herzen die
Form dem Herz zu bevorzugen, im Genitiv
Singular bedient sich die Medizin gern der stark
deklinierten Form des Herzes: Mit Ihrem
Herz werden Sie hundert. Meine Schwiegermutter hat
es schon seit Jahren am Herz. Wir sollten einen Ultraschall
des Herzes/Herzens machen.


Im Plural wird Herz grundsätzlich
schwach dekliniert: Am Samstag findet wieder ein
Ball der einsamen Herzen statt.
Eine Ausnahme gibt
es allerdings. Ist eine Spielkarte mit Herz als Farbe
gemeint, ist der Plural endungslos: Er hat noch
mindestens drei Herz auf der Hand.

Bezieht sich das Substantiv auf eine Mehrzahl von Personen,
steht es übrigens gewöhnlich im sogenannten
einteilenden oder distributiven Singular, auch wenn das
nicht sonderlich logisch erscheinen mag: Das Leid
brach ihnen schier das Herz
(nicht: die
Herzen
).

 

Zusammensetzungen mit Herz

Die meisten Verbindungen aus dem Substantiv Herz und
einem Partizip sind bedeutungsgleich mit formal
verwandten Wortgruppen, im Vergleich zur Wortgruppe
fehlt ihnen aber der Artikel; man schreibt sie darum
grundsätzlich klein und zusammen. Das ist aber
wirklich ein herzerfrischender (= das Herz
erfrischender) Anblick. Die Kleine ließ ein
herzzerreißendes (= das Herz zerreißendes) Geheul
hören.

Getrennt geschrieben wird allerdings, wenn das Substantiv
beispielsweise durch ein Adjektiv oder ein
Possessivpronomen ergänzt wird: Lass
dir doch mal ein dein schwaches Herz stärkendes Mittel
verschreiben. Es war ein aller Zuhörer Herz
ergreifender Vortrag.

Ein Herz und eine Seele

Will man sagen, dass zwischen zwei Menschen große
Einmütigkeit besteht, dass sie nahezu unzertrennlich
sind, so gebraucht man diese Redewendung, die sich schon
in der Apostelgeschichte im Neuen Testament findet. Dort
heißt es, die innige Gemeinschaft der Gläubigen
betonend: „Die Menge aber der Gläubigen war
ein Herz und eine Seele; auch keiner sagte von seinen
Gütern, dass sie sein wären, sondern es war
ihnen alles gemein” (Apostelgeschichte 4,
32).
Der Fernsehautor Wolfgang Menge verwendete „Ein
Herz und eine Seele” als ironischen Titel einer
Fernsehserie.

 

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