Schreibtipp: Sortenplural

Sortenplural

 

In den letzten Jahren sind seltene Erden in aller Munde. Dabei geht es allerdings nicht um seltene Planeten, sondern um wertvolle Rohstoffe – genauer: um Metalle aus seltenen Erden (Mineralstoffen). Hier wird also – wie in der Bezeichnung der einstigen Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden – Erden in der Bedeutung „Mineralstoffe, verschiedene Sorten von Erde“ verwendet. Bei Stoffbezeichnungen ist die Bedeutungsverschiebung von „Stoff“ im Singular auf „Sorten dieses Stoffes“ im Plural gar nicht selten. Der Sortenplural findet sich etwa auch bei: viele Sände, verschiedene Schrotte, nahrhafte Trockenfutter, tropische Hölzer, feine Mehle, herbere Biere usw.

 

Gelegentlich unterscheidet man sogar durch unterschiedliche Pluralformen den gewöhnlichen Plural vom Sortenplural, etwa bei Wasser. Dort steht die nicht umgelautete Form für den normalen Plural, also für „Wassermassen, Fluten, Gewässer“: „an den Wassern Babylons“, (auch in übertragener Bedeutung:) „Dieser Mittelstürmer, das Schlitzohr, ist wirklich mit allen Wassern gewaschen.“ Die umgelautete Form steht für den Sortenplural: Mineralwässer, Abwässer, Sauerwässer usw. Ein anderes Beispiel dafür sind die Pluralformen von TuchTücher für den normalen Plural, Tuche für den Sortenplural.

 

Es kommt vor, dass solch ein Sortenplural auch auf Abstrakta übertragen wird: „All diese Gemütlichkeiten sind eher keine rheinische Gemütlichkeit.“

Das Abstraktum Laune hat dagegen keinen Sortenplural, man unterscheidet nicht etwa gute Launen von schlechten. Es ist aber auch kein Plural wie bei Stimmung. Denn bei Laune wächst im Plural die Wechselhaftigkeit in die Bedeutung hinein, es gibt eine leichte Bedeutungsverschiebung: Die Launen meinen dann in etwa so viel wie „wechselnde Gemütsverfassung, Launenhaftsein“ (Äußerungsplural).

 

aus: www.duden.de/newsletter.