Wichtige Konferenz 250 Jahre russlanddeutsche Kultur und Geschichte - Ein Bericht von Wendelin Mangold

WISSENSCHAFTLICHE KONFRENZ
ZUM 250. JAHRESTAG

Am 24./25.05.2013 fand im Gerhard-Hauptmann-Haus Düsseldorf eine höchst interessante wissenschaftliche Konferenz statt anlässlich des berühmten Einladungsmanifests von 1763 der russischen Zarin Katharina II. zum Thema „Russlanddeutsche im Wandel der Zeit. 250 Jahre russlanddeutsche Kultur und Geschichte.“
Einleitend hat Dr. Winfried Halder, Direktor des Hauses, den Konferenzteilnehmern Gruß und Glückwunsch von Dr. Christoph Bergner, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen, überbracht.
Eine Reihe bekannter Experten aus Deutschland und Russland, darunter Historiker, Soziologen, Kultur- und Literaturforscher referierten über Geschichte und Schicksal, kulturelle Perspektiven und Integration der Russlanddeutschen hierzulande.
Gefördert wurde die Konferenz vom Beauftragten für Kultur und Medien und in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Integration der russlanddeutschen Wissenschaftler und Akademiker e. V.

Die Konferenzteilnehmer wurden herzlich begrüßt vom Direktor des Gerhard-Hauptmann-Hauses, Dr. Winfried Halder, und eingeführt vom Vorsitzenden des Vereins der russlanddeutschen Wissenschaftler und Akademiker (IRWA), in das Programm und den Ablauf der zweitägigen Konferenz.
Die Arbeit der Konferenz wurde logischerweise in drei Sektionen eingeteilt: I: Historische Längsschnitte; II: Kulturelle Perspektiven; III: Russlanddeutsche in der Bundesrepublik Deutschland heute. Die Arbeit der Konferenz wurde von insgesamt 12 Referaten bestritten.
Die Hälfte aller Referate fielen in die I. Sektion und wurden am ersten Tag gehalten. Es referierten Prof. Dr. Viktor Dönninghausen, IKGN Lüneburg, zum Thema „Die Deutschen in Russland: 1000 Jahre  gemeinsame Geschichte“, Prof. Dr. Inge Auerbach, Hess. Staatsarchiv Marburg, zum Thema „Auswanderung aus Hessen nach 1766/67“, Dr. Viktor Krieger, Universität Heidelberg, zum Thema „Jubiläen der deutschen Einwanderung und Koloniegründungen als identitätsstiftende Ereignisse“, Dr. Tamara Tschernova, Rostock, zum Thema „Regionale Besonderheiten der Siedlung von Deutschen im Kaukasus“, Prof. Dr. Irina Tscherkazjanowa, St. Petersburg/Russland, zum Thema „Deutsche Siedlungen in der Umgebung von St. Petersburg: Besonderheiten ihrer Entwicklung und ihrer erzwungenen Auflösung“, Prof. Dr. Viktor Kirillov, Nizhne-Tagil/Russland, zum Thema „Russlanddeutsche Zwangsarbeiter („Trudarmisten“) in den Arbeitslagern im Ural der Jahre 1941-46“.
Die Referate bewegten die Konferenzteilnehmer und das Publikum, sie erfuhren viel Neues. Die Referenten beklagten den Umstand, dass die Archive in der Postsowjetunion weiterhin nur schwer zugänglich sind. Bewunderungswert ist trotzdem die Beharrlichkeit der Wissenschaftler, die nicht resignieren und immer weiter bohren. Es gab viele Fragen an die Referenten und die Konferenzteilnehmer sowie das anwesende Publikum nahmen aktiv teil an der Diskussion. Damit war die Arbeit des ersten Tages erschöpft.
Den zweiten Tag bestritten mit ihren Referaten Prof. Annelore Engel-Braunschmidt, Universität Kiel, zum Thema „Mein Wolgadeutsch, mein Platt, mein Schwäbisch. Heimat in der Sprache“, Dr. Katharina Neufeld, Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte Detmold, zum Thema „Russlanddeutsche Kultur im Wandel“, Prof. Dr. Hartmut Fröschle, Stuttgart, zum Thema „Wolgadeutsche Autoren“, Dr. Daniel Dorsch, Innovationszentrum Berlin, zum Thema „“Zur Lage der russlanddeutschen Volksgruppe heute“, Prof. Dr. Waldemar Vogelgesang, Universität Trier, zum Thema „Integrationsverläufe von jugendlichen Spätaussiedlern aus Russland“ und Dr. Wendelin Mangold, Königstein im Taunus, zum Thema „Zum gegenwärtigen Stand der russlanddeutschen Literatur in Deutschland“.
Die Referenten der II. und besonders der III. Sektion verzeichneten eine ganze Reihe von bewundernswerten und erfreulichen Erfolge der Russlanddeuschen hierzulande, betonten aber, dass diese trotzdem weiterhin Unterstützung und Förderung bedürfen.
Somit half die Konferenz zum großen Teil mit weit verbreiteten Klischees, Mythen und Legenden, was die Geschichte und das Schicksal, die Kultur und Literatur der Russlanddeutschen betrifft, aufzuräumen und die Wahrheit in das richtige Licht zu rücken. Die Konferenz zeigte auch die ganze Komplexität der 250jährigen Geschichte der Russlanddeutschen im Wandel der Zeit.
Die Ergebnisse der Konferenz sind im Allgemeinen positiv einzuschätzen, was auch Dr. Halder und Dr. Flick im Schlusswort unisono betont haben.
Was heißt Russlanddeutscher mental zu sein und inwiefern man als solcher zwischen zwei Welten leben und daher als Brückenbauer zwischen Deutschland und Russland vermitteln kann, blieb jedoch nicht bis zu Ende ausdiskutiert. Dafür reicht eine zweitägige Konferenz selbstverständlich nicht aus und bleibt Stoff künftiger Konferenzen und Veranstaltungen.
Zur großen Freude der Konferenzteilnehmer und des anwesenden Publikums stieß der neu gewählte Vorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Waldemar Eisenbaun am zweiten Arbeitstag dazu, er grüßte und äußerte Vertrauen und Zuversicht an seine Landsleute.