zum Heiligabend: Jenny Schon - Fröhliche Weihnachtszeit

Jenny Schon

Fröhliche Weihnachtszeit

Der Herbst kehrt
Die letzen Blätter
In die Ecken
In den Hecken
Suchen Spatzen Schutz
Und verstummen
Und auch das Totensonntagsgeläut
Ist verklungen
Auf dem Friedhof herrscht Frost
Die Menschen suchen Trost
An ihrem warmen Herd

Noch vor dem ersten Advent
Ein Sturm fegt durch die Alleen
Es trifft nicht nur die Bäume
Die Menschen haben Träume
Oh, selige Weihnachtszeit
Sie lassen ihr Dreizehntes
Wo denken Sie hin
Nicht auf dem Konto stehen
Das gibt doch keinen Sinn
Das erste Lichtlein brennt

Das zweite wird auch bald entzündet
Der Frost hat die Blätter
Gänzlich entfernt
Im Geäst baumelt Lametta
Der Bratapfel wird entkernt
Die Plätzchen geformt
Pakete genormt
Die Verspätung begründet

Beim dritten Lichtlein dann
Die Briefe geschrieben
Oh, ihr Lieben nah und fern
Es leuchtet der Weihnachtsstern
Ich hab euch nicht vergessen
Ich habe Äpfel gerieben
Und wie besessen
Stollen gebacken
Und beim Nüsseknacken
Ist abgebrochen der Weisheitszahn

Nun ist es aus mit dem Genasche
Mit dem Schlecken und dem Kauen
Mein Zahnarzt ist in den Abruzzen
Die Klinik übervoll
Ich soll die Zeit mit Lesen nutzen
Ich soll soll soll soll
So geht es nun seit Tagen schon
Die andern sagen wie zum Hohn
Wir haben nur noch wenig Vertrauen
Dass uns geholfen wird
Das vierte Licht ist nun gespart
Kurz vor der Weihenacht
Liege ich mit offnem Maul
Hab in den Scheinwerfer gestarrt
während der Arzt operiert
und plötzlich Herr Professor Gaul
ich bin hellwach
wie haben Sie denn das gemacht
der Schmerz lässt nach
und es verwandelt sich in einen Heiligenschein
auf Ihrem Haupt die Asche

Und jetzt  ihr Lieben
Ihr glaubt es kaum
Weihnachten war
Und ist ein schöner Traum…

Prosit Neujahr
Und nach dem Neujahrgruß
Die Rechnung folgt gleich auf dem Fuß!
Ich habe nicht übertrieben…