Eine neue Erzählkultur gegen das Vergessen aufbauen: Premiere von Volker Issmer am gestrigen Sonntag

Eine würdige, ergreifende und zugleich begeisternde Buchpremiere erlebte gestern Volker Issmer mit seinem Buch 'Fremde Zeit - Unsere Zeit', zu der sich gut 50 Gäste im Osnabrücker Gewerkschaftshaus eingefunden hatten.

Heiko Schlatermund begrüßte als Hausherr die Gäste. Er dankte Volker Issmer für einen Band, der das Handeln von einzelnen Menschen im Nationalsozialismus in Osnabrück in den Mittelpunkt des Geschehens stellt.

Karin Jabs-Kiesler führte die Gäste dann mit einem intensiven Vortrag in das Buch ein. Sie machte auf das Vergessen in der Bundesrepublik, auch in Osnabrück aufmerksam, wies eindringlich daraufhin, dass es nicht an der Zeit ist, die Zeit des Faschismus als abgearbeitet zu betrachten, sah vielmehr die Zeit gekommen, jetzt anzufangen, über das Geschehen neu zu reden und zu verstehen.

Volker Issmer las in der Folge zwei Erzählungen aus dem Band. Zwei Geschichten, die verdeutlichen, wie feinstrukturiert die Einbindung in den Faschismus verlief. Es gab eben nicht nur die offensichtlichen Täter und Opfer, vielmehr eine großes Graufeld, in dem jeder als Opfer und täter in das System eingebunden wurde.

 

Achim Bigus durchbrach das Lesen und Reden jeweils mit seinen musikalischen Beiträgen, Lieder aus dem Widerstand jener Jahre, auch sie heute schon fast vergessen.

 

Verlagsleiter Alfred Büngen forderte in seinen abschließenden Anmerkungen dazu auf, nicht ratlos und betroffen zu verharren. Es gelte vielmehr, eine neue Erinnerungs- und Gesprächskultur aufzubauen, in den eigenen Familien über das Familiengeschehen aus jener Zeit zu sprechen, in den Gemeinden und Städten offen das Geschehen zu beleuchten. Nur so könne man tatsächlich den Aufbau neuer undemokratischer Strukturen verhindern.