Zur Weihnacht 1: Jenny Schon: Die erträgliche Leichtigkeit des Seins

Jenny Schon

Die erträgliche Leichtigkeit des Seins*

Weihnachten steht vor der Tür
Sagen die Menschen und haben schwere Beine
Vom Poltern und Stoßen und Schubsen
Doch die Welt da draußen ist so wie sie ist
Und wenig vom Menschen beeindruckt

Das Wasser am Wannsee ist winters schwer
Die Leichtigkeit der Segelboote durchbricht nicht die Wellen
Das Wasser liegt flach und dunkel und murmelt
Der Reiher ist irritiert vom Gewicht der Karpfen
Die Weihnachten überlebt haben

Er hebt ab und unterschwebt das Luftpaddeln der Ente
Die schwerfällig ihrem Element entsagt
Sie ist trotz angefressener Pfunde nicht die Weihnachtsgans
Und dann ist sie da - Stille die nicht wehtut begrifflos
Zwischen den Birken das letzte Licht ausleuchtend

Ich sitze am Wasser und spüre meine Seele
Flimmern der Gaslaternen auch Motten leben jetzt in Hütten
Ist Ruh selbst in Wipfeln das Moderlaub dämpft den letzten Gang
Der Menschen der Fuchs schnürt ohne Beute
In der Stadt ist Weihnachten – man hat die Wahl

Zwischen Karpfen Gans oder Hasen…
Aus der Biozucht


* In Anlehnung an den Titel von Milan Kundera „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“