Letzte Überarbeitungen: Trecker, lila Kuh & Co.

Boog, Peter (Hg.)
Trecker, lila Kuh & Co
Die Kinder der Grundschule Halen
präsentieren
ein kunterbuntes Lesebuch aus dem Dorf

Geest-Verlag 2012

ISBN 978-3-86685-348-5

360 S., 12 Euro

Warum schreiben die Kinder einer Schule zusammen ein Buch?
Ich könnte eine pädagogische Begründung über die in der Schule zu erwerbenden Schlüsselkompetenzen ge¬ben, aber das wäre nur vordergründig. Bücher finde ich faszinierend: Zwischen zwei Buchdeckeln eröffnen sich für den Leser neue Welten. Etwas so Tolles selber zu machen und dann in der Hand zu halten, ist für mich und hoffentlich für die Schulkinder ein großes Ereignis. Kann man eine bessere Erinnerung an seine Schulzeit schaffen als ein Buch? 

Rückblende:
Allmählich zieht mir die Kälte in die Knochen. Seit zwei Wochen schon ist es eisig, aber erst jetzt, nach drei Stunden im Haakenhof spüre ich, wie hart das Leben unserer Vorfahren in ihren Bauernhäusern war, die sich nur wenige Grad über die Außentemperatur erwärmen ließen.
Wir sind mitten in der Projektwoche für das Buch, das die Kinder der Grundschule Halen gemeinsam schreiben wollen. Schon seit Tagen wurden in den Klassen Spielzeugtrecker und Miniaturbauernhöfe aufgebaut. Überall im Unterricht ist Landwirtschaft unser Thema. Dass wir jetzt im Museumsdorf sind, liegt ebenfalls am Thema unseres Buches: Halen ist ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf und wir sind überzeugt, dass das Leben hier noch ein wenig anders ist als in größeren Ortschaften. Unser Buch hat den Titel ‚Trecker, lila Kuh und Co.‘. Die Schulkinder sollen sich unserem Dorf Halen und der Landwirtschaft in altersangemessenen kreativen Schreibformen nähern.
Die meisten Kinder des Dorfes haben kaum Kontakt mit der Landwirtschaft. Noch vor einer Generation ging ich als Kind in unserem Dorf in den Bauernhöfen ein und aus. Besuche bei Kälbern, Kühen und Schwei-nen waren selbstverständlich. Hühner liefen auf den meisten Höfen frei herum.
Unsere Kinder leben zwar im Dorf, begegnen den Nutztieren aber in der Regel nicht mehr direkt. Ein moderner Hof ist heute deutlich durchorganisierter als das vor 30 oder 50 Jahren der Fall war. Es werden viel mehr Tiere als früher gehalten und interessierte und neugierige Mädchen und Jungen passen in kein Hygienekonzept der modernen Massentierhaltung.
Auch die Kindheit selber hat sich in den letzten Jahr-zehnten sehr verändert: Die meisten Kinder wohnen auch im Dorf in relativ großen Siedlungen, wie es sie früher kaum gab. Ihr Alltag ist durchweg an jedem Tag gut strukturiert: Sie haben Sport und Musikunterricht, erhalten manchmal Nachhilfe und sind in den übrigen Zeiten in der Regel fest verab-redet. Selbst wenn sie es dürften, könnten sie nicht so herumstreunen, wie das früher der Fall war.
Wir Lehrer sind sehr dankbar, dass die Landwirte in unserer Nachbarschaft ihre Höfe und Ställe so bereit-willig für unsere Schulkinder öffneten.

Was darf man nun zwischen den Buchdeckeln unseres Buches erwarten?
Wie es der Buchtitel erahnen lässt, waren die Schüle-rinnen und Schüler kreativ. Der Leser taucht in die Fantasiewelten unserer Kinder ein, kann sich ein wenig in ihre Erfahrungen und Sehnsüchte hineinversetzen und gewinnt spannende Einblicke in ihr Lebensgefühl. Es ist kein Geschichts- sondern ein Geschichtenbuch über Halen entstanden, in dem man zwischen den Zeilen viel über unser Dorf erfährt. Man kann an einigen Stellen sogar die große Kälte des Februars 2012 spüren. Bereichert wird das Buch durch zahlreiche Erzählungen von Eltern und Großeltern, deren Erinnerungen und Anekdoten unserem Thema eine weitere Dimension hinzufügen.

Peter Boog