hier - dort - da - (heim) - Equal-Projekt für junge Flüchtlinge
Diakonie Wuppertal (Hg.):
hier - dort - da - (heim).
Das Freiwillige Soziales Jahr
als Türöffner für junge Flüchtlinge.
Redaktionelle Leitung:
Beate Bohr und Ulrike Rommel
(Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche
im Rheinland e. V.).
Vechta-Langförden, Geest-Verlag, 2007
ISBN 978-3-86685-073-6
Das vorliegende Buch gibt jungen Flüchtlingen mit ungesichertem Aufenthaltsstatus die Gelegenheit, von ihrer Teilnahme an einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) zu berichten.
Die Ergebnisse sind bemerkenswert. Die Teilnehmenden schreiben von neugewonnenen und reflektierten Erfahrungen, vom Kompetenzgewinn und ihrer Perspektivbildung, von wichtigen neuen Kontakten, von Freundschaften und von Ängsten, von Wünschen und Zukunftsperspektiven.
Anhand der Berichte der Teilnehmenden können sich Einrichtungen, Begleiter, und andere Teilnehmer von FSJ-Projekten ein Bild von dem machen, was junge Flüchtlinge in solche Projekte einbringen, welche Perspektiven sich tatsächlich entwickeln. Denn unzweifelhaft steht fest, dass FSJ-Projekte diesen Jugendlichen eine Chance geben, erstmals Persönlichkeitsstrukturen zu entwickeln und sich in das berufliche und soziale Leben der Bundesrepublik zu integrieren.
Yvette Mokobe
Die Dunkelheit
Ich laufe ganz allein in der Dunkelheit.
Ich habe Angst, weil es so dunkel ist.
Ich habe ein komisches Gefühl.
Ich glaube, dass jemand mich verfolgt.
Ich drehe mich um, aber sehe niemanden.
Ich bin froh, dass keiner hinter mir läuft.
Das ist eins von diesen Gefühlen,
wenn man ganz allein in der Dunkelheit läuft.
Regina da Silva Morais
Ich bin ein konsequenterer Mensch geworden
Ich komme aus Angola. Ich bin 20 Jahre alt. Momentan gehe ich in Deutschland zur Schule und mache eine Ausbildung als Kinderpflegerin.
Als ich nach Deutschland kam, konnte ich kein Wort Deutsch, und so konnte ich keine Ausbildung beginnen. Ich entschloss mich, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen.
Ich entschied mich für ein FSJ in einem Altenheim. Meine Aufgaben waren das Pflegen und Versorgen der Bewohner. Ich teilte Essen aus, half beim Waschen und ging mit ihnen spazieren.
Eigentlich sollte ich den Pflegern nur helfen, doch da zu wenig Personal vorhanden war, musste ich fast alle Aufgaben eines vollausgebildeten Altenpflegers übernehmen. Nur bei der Medikamentenausgabe hatte ich nicht meine Hände im Spiel.
So musste ich sehr viel Verantwortung tragen.
Die Arbeit mit den alten Menschen hat mir sehr viel Spaß gemacht. Viele interessierten sich für meine Herkunft und meine Kultur und stellten viele Fragen. Sie erzählten mir auch von ihrer Vergangenheit. Oft wurde ich mit Erinnerungen von Krieg, Tod, persönlichen Verlusten und Alleinsein konfrontiert. Dies weckte meine eigenen Erinnerungen an den Krieg in meiner Heimat. Ich wurde sehr traurig und träumte oft schlecht.
Der emotionale Stress, der auf mir lastete, wuchs von Tag zu Tag. Doch ich lernte daraus, dass ich nicht die einzige Person mit diesen Problemen bin. Dies hat mir Kraft gegeben, meinen Weg in Deutschland fortzusetzen.
In meiner Heimat in Angola gibt es keine Altenheime. Dort werden die älteren Menschen in der Familie versorgt, die Kinder pflegen die Eltern.
Ich finde, dies ist die bessere Variante. In den Altenheimen in Deutschland arbeiten viele Menschen nur des Geldes wegen und sind nicht mit dem Herzen dabei.
Mir persönlich hat die Arbeit sehr viel Freude bereitet, doch weil mich die Arbeit oft sehr traurig stimmte, ist sie nicht mein Traumberuf.
Vor dem Freiwilligen Sozialen Jahr war ich inkonsequent und lebte in den Tag hinein. Ich bin spät ins Bett gegangen und habe meinen Tag nicht geplant. Fast der ganze Tag bestand aus Spaß. Durch die Arbeit während des Freiwilligen Sozialen Jahres bin ich nun ein konsequenterer Mensch geworden. Für meine Arbeit im Altenheim musste ich früh aufstehen, mit klarem Kopf bei der Arbeit erscheinen und meinen Tag durchstrukturieren. Dadurch bin ich heute ein selbstbewussterer Mensch, der viel Verantwortung übernehmen kann.
Teilnehmer des FSL-Lehrgangs 2006/2007