Bericht über 'Wasser erzählt' auf Seiten der EKG Essen

http://www.ekg-essen.de/schule/index.php/schwerpunkte-unserer-arbeit/ekg-essenerkulturgespraeche/184-wasser-erzaehlt

 

Wieder gut vertreten ist die EKG in der neuen Essener Anthologie "Wenn Wasser erzählt". Offensichtlich hat das neue Thema viele unserer Schülerinnen und Schüler angesprochen. Sie haben dazu sehr viel zu sagen. Solange Haase (12. Jg.) ist eine von ihnen. Sie hat eine Kurzgeschichte geschrieben mit dem Titel "Der Brunnen". In der Neuen Ruhr-Zeitung hat sie sich vor kurzem dazu geäußert: "Meine Kurzgeschichte ist ein politisches Statement. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass Wasser nicht überall automatisch aus dem Hahn kommt." Wie Recht sie hat http://www.derwesten.de/staedte/essen/ein-echtes-jugendbuch-id7424265.html. Hier ist ihre Geschichte:

Der Brunnen

Anna war müde. Vier Stunden lief sie jetzt schon, um zum Brunnen des nächstgelegenen Dorfes zu gelangen. Es war ein beschwerlicher Weg, jedoch war sie die Älteste unter ihren acht Geschwistern. Wer, wenn nicht sie, könnte das kostbare Gut transportieren?
Sie erinnerte sich genau: Es war der dritte Tag des Monats, als die Rebellen das Dorf zerstört und ihren Vater getötet hatten. Schnell schüttelte sie ihren kleinen Kopf, um die Bilder aus ihrem Gedächtnis zu jagen.
Aber nicht nur ihr Kopfschütteln ließ sie auf andere Gedanken kommen. Der Anblick des Brunnens, der in der Mitte der aus Lehm gebauten Hütten stand, löste in ihr ein Gefühl der Glückseligkeit aus. Mit schnellen Schritten und zwei großen Wasserkanistern, die um ihre hageren Schultern hingen, hastete sie auf das steinerne Gebilde zu, welches den Durst ihrer Geschwister nehmen konnte. Eilig griff sie nach dem Seil, das als Verbindungsstück des Eimers diente, der das Wasser hinaufbefördern sollte. Während sie ihn in die Tiefe gleiten ließ, wartete sie auf den Aufprall auf die klare Wasseroberfläche. Doch da war nichts zu hören. Der Brunnen war leer.

Solange Haase (18 Jahre)

Tja, das Wasser. Wie sagt Michelle Damaszek, eine weitere Schülerin (18 Jahre)?

Die Geschichten, die das Wasser erzählt, sind meist die schönsten. Sie handeln von fernen Ländern, die es bereits durchreist hat, von Menschen, die ihm selbst ihre Geschichte erzählt haben. Denn das Wasser ist nicht nur ein guter Geschichtenerzähler, sondern auch ein besonders geduldiger Zuhörer. Es erzählt seine Geschichten auf die unterschiedlichsten Weisen, die man sich vorstellen kann: Man hört sie in dem leisen Plätschern des Baches, der stetig weiterzieht und dabei so einiges davonträgt. Man hört die Geschichten auch in dem tobenden Getöse der Wellen, die sich bei Sturm an den Felsen brechen, oder in dem gleichmäßigen Rhythmus der dicken Regentropfen, die gegen die Fensterscheiben prasseln.

Einfach nachlesen und sich mit den Jugendlichen und ihren Wasser-Vorstellungen auseinandersetzen! Es lohnt sich!

 

Wenn Wasser erzählt... Junge Texte aus dem Ruhrgebiet.
(Hg.) Artur Nickel, Andreas Klink
Mit einem Begleitwort des deutsch-spanischen Dichters José F. A.Oliver
Geest-Verlag, Vechta 2012
ISBN 978-3-86685-383-6
ca 310 Seiten