NWZ berichtet über Konzert von Karl-Ernst Went in der Konzertkirche Warfleth bei 'Berne bringt ...'

Kultur
Cembalokonzert zum Genießen

Karl-Ernst Went begeistert in der Warflether Kirche mit seltenen Werken
Die Zuhörer spendeten am Ende reichlich Beifall. Die gespielten Stück sind nur noch selten zu hören.
Von Volker Timmermann    

Warfleth
Ein wenig fremdartig, altertümlich und für heutige Ohren zunächst nicht recht einzuordnen – schon die ersten Klänge des Abends verströmen eine eigene, sehr besondere Atmosphäre. Karl-Ernst Went, der exzellente Oldenburger Cembalist, wandelt in der Warflether Konzertkirche offenkundig abseits der üblichen Pfade. Er spielt ausschließlich Solowerke für Cembalo von Girolamo Frescobaldi und Johann Jacob Froberger.

Mit seinem kleinen, fein klingenden Cembalo italienischer Bauart (von Dietrich Hein, Oldenburg) führt Went sein Publikum damit hinein ins frühere 17. Jahrhundert. Dabei lässt er Musik hören, die bei aller musikhistorischen Bedeutsamkeit ihrer Komponisten heute nur selten auf den Programmen steht, und ermöglicht so spannende Entdeckungen. Zu erleben ist da zum Beispiel die sehr eigene Tonsprache des Italieners Frescobaldi, in der manchmal noch die Renaissance durchklingt, und die dennoch schon früh die virtuosen Möglichkeiten des Instruments auskostet. Geradezu sprühend vor Ideen sind beispielsweise Frescobaldis Variationswerke „Partite sopra l'aria della Romanesca" und „Cento partite sopra Passacagli": Kostbare Edelsteine der Cembaloliteratur, vielschichtig, abwechslungsreich und, wenn sie so gespielt werden wie in Warfleth, geradezu atemberaubend. Karl-Ernst Went ist auch in heikelsten Passagen ein souveräner Beherrscher des Instruments. Mit seiner Kunst der Agogik lässt er die Musik atmen, setzt durchaus große Phrasierungsgesten, pointiert aber auch immer wieder mit feinen Verzögerungen.

Zwischen den Werken informiert Karl-Ernst Went, der zu den führenden Köpfen der hiesigen Alte-Musik-Szene gehört, so kenntnisreich wie unterhaltsam über Werke und Personen, sorgt damit für hilfreiche Einordnungen und Hintergründe. So wird die opulente „Partita VI auff die Ma?erin" des Frescobaldi-Schülers Froberger erst verständlich mit dem dazugehörigen heiteren Liedtext.

Ganz anders die beiden abschließenden „Lamentation" Frobergers: Durch ihre durchbrochene Metrik wirken sie fast schon rhapsodisch. Mit seinem glänzenden Gefühl für Timing unterstreicht Karl-Ernst Went den intimen, sehr persönlichen Charakter dieser Musik, und zeichnet dabei auch horizontale Linien deutlich nach. Auch dies sind Höhepunkte eines stimmungsvollen Cembalo-Abends, für den sich das Publikum mit sehr lang anhaltendem Applaus bedankt.

 

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