Reinhard Rakow: Ich weiß noch
Reinhard Rakow
ich weiß noch
anstatt
aah wie das grießelt das fernrohr unscharf
eingestellt das rauschen
amnestische hirse linsen-
getrübt dieses sirren granula
ich weiß noch ich weiß noch
ich weiß noch die nacht
ich weiß noch von weitem das dieselgeräusch
das damals uns weckte die mutter des nachts
leis wie sie mich bei der hand nahm nicht säumig
zu fliehen das haus aufzusuchen die kirche
als einzige zuflucht heimlich zu entgehen
den macheten der mörder ich weiß noch
ich weiß noch den weg durch den knackenden busch
vorsichtiges setzen der schritte die angst
anschluß zu verlieren in verschlingendem
dunkel die bestien von ferne von nahem
kojoten motore und stampfen und schritte
die schreie ! betäubend die ohren ich weiß noch
ich weiß noch scheinwerfer gleißblendenden lichtes
gebellte befehle und stolperndes zucken
der griff nach der mutter ins leere das khaki
der hosen die eisen der stiefel der schlächter
die tritte die trieben barsch in die kirche
die hölle auf erden die schlachtbank ich weiß
ich weiß noch und rieche die berge aus leichen
aus leichen aus därmen und seen aus blut
ich weiß noch die lava zwischen den bänken
und zähle die köpfe die sie umspülte
ich weiß noch und schmecke kalt auf den wangen
den schweiß hauch des todes ich weiß noch genau
und ich höre die hiebe das sirren das sirren
geschliffner macheten die dumpfheit des aufpralls
gegen den hals und höre das gurgeln das röcheln
der schreie die dumpfheit des falls ich weiß noch
das peitschen der schüsse für den der bezahlte
ich weiß noch den schlag der meinen kopf traf
ich weiß noch die nacht.
Reinhard Rakow
geb. 1952 in Gelnhausen, lebt und arbeitet in Berne/ Wesermarsch als Maler und Autor.
Autor (Romane, Novelle, Gedichte), Herausgeber (Anthologien der Berner Bücherwochen u.a.), Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien, Feuilletonbeiträge zu Musik, Kunst, Literatur und Theater.
Besuchen Sie unbedingt seine täglich aktualisierte Webseite http://www.reinhardrakow.de
Im Geest-Verlag erschienen:
Trotz alledem. Anthologie zu den Vierten Berner Bücherwochen
Manche schlafen ein mit der Katze. Ein Lesebuch für die Wesermarsch
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