Milas, Alexandra - Die im Zeichen von Mond und Stern geboren wurde. Roman einer Ungewollten
Autor:
Alexandra Milas
Die im Zeichen
von Mond und Stern
geboren wurde.
Roman einer Ungewollten
Geest-Verlag 2021
ISBN 978-3-86685-825-1
ca. 140 S., 11,80 Euro
Die beinahe unfassbare Geschichte einer jungen Frau, die aus Kurdistan nach Deutschland floh, hier nun in Deutschland lebt. Ein Leben zwischen zwei Kulturen, viele Jahre geprägt von dem Grundzug, dass sie als Mädchen geboren war, das niemand haben wollte. Doch immer wieder erkämpft sie sich ihren Platz. Ein Roman voll unglaublichen Lebens.
Alexandra Mila ist 27 Jahre alt, lebt jetzt in der Nähe von Ulm, zwei Kinder. Ihre Identität muss sie seit mehren Jahren aus wichtigen Gründen verschlüsselt halten. Die Autorin verfasste den Roman selber.
Wenige Jahre vor der Jahrtausendwende wurde ich, Alexandra, als Mädchen in einem weit von Deutschland entfernten Land geboren. Meine Eltern hatten einen Sohn erwartet. Ich bin mir sicher, dass die Worte der Hebamme bei meiner Geburt meine Mutter wenig trösteten: „Welch ein wunderschönes Kind hast du zur Welt gebracht. Deine Tochter ist im Zeichen des Mondes und des Sterns geboren, hat den Mond und den Stern als Zeichen der Schönheit als Muttermal auf dem Bauch. Du solltest stolz sein, eine solche Tochter auf die Welt gebracht zu haben.“
Doch meine Mutter weinte und sagte unter vielen Tränen: „Was nutzen diese Zeichen der Schönheit? Ich habe eine Tochter zur Welt gebracht. Was werden mein Mann und meine Familie sagen? Sie erwarten einen Sohn von mir. Ich wünschte mir, ich hätte ein totes Kind geboren.“
So war niemand über meine Geburt glücklich. Ich war ein ungewolltes Kind, ein ungewolltes Mädchen. Doch dafür ein außergewöhnlich liebes und kluges Kind. Mit neun Monaten machte ich bereits erste eigenständige Schritte und konnte erste Wörter sprechen. Und es umgab mich eine seltsame Aura, die von allen bemerkt wurde und immer wieder zu eigenartigen Situationen führte. Wir wohnten in einem Haus an einem großen, reißenden Fluss. Ich war noch sehr klein, vielleicht zwei oder drei Jahre alt, da sah ich, wie zwei Männer versuchten, am steilen Ufer Wasser aus dem Fluss zu schöpfen, um es zu trinken. Ich schrie sie mit der Kraft meiner Kinderstimme an: „Ihr Männer, was macht ihr da? Schöpft dieses Wasser nicht so, ihr werdet in den Fluss hinabstürzen und ertrinken! Lasst mich ein Gefäß zum Schöpfen holen.“
Die Männer schauten mich entsetzt an. Sie erblickten ein kleines Mädchen in einem weißen Kleid, das wie von Sinnen schrie. Vor lauter Schreck entflohen sie diesem seltsamen Anblick.