Neo Götting - Die Grellen Lichter Des Roggens

Die Grellen Lichter des Roggens


Fäden spinnen sich um deinen leblosen Körper. Du hast die Kontrolle verloren und jetzt wirst du Opfer der Veränderung. Die Musik dröhnt und Deine Augen sind dumpf, als du dich in Bewegungen verlierst. Du fragst dich, wo die letzten Tage geblieben sind, weil du nicht weißt, dass du sie im Tagtraum verloren hast. Du hast alles verloren. Nur das schwere Gefühl im Magen bleibt. Deine Stimme kratzt, als du halbherzig um Hilfe bittest. Dabei willst du gar nicht aus dem Fiebertraum raus. Dir wird schwindelig, und du hörst auf, dich zu wehren. Gegen die Schwerkraft, die dich zu Boden zerrt. Gegen das Vorüberfliegen von Tag und Nacht, das verhindert, dass alles vergleicht. Deine weichen Hände fahren die Mauer entlang, und der raue Backstein tut ein bisschen weh. Doch das stört dich nicht. Nicht mehr. Du spürst, wie dir das Potential entgleitet, und du zuckst nur mit den Schultern. Damit hättest du sowieso nichts angefangen, und selbst wenn du es genutzt hättest – irgendwie wäre dir der Erfolg entglitten. Du lebst nun schon eine ganze Weile. Du weißt, wie dich das Leben behandelt. Und du hast dich ergeben. Was nützt es dir zu kämpfen, wenn der Sieg dir entrissen wird, bevor du ihn dir überhaupt vorstellen kannst. Du denkst, du würdest dich den Tatsachen stellen, aber anstatt nach Hammer, Meißel und Mörtel zu greifen, unterwirfst du dich nur dem, was du in Stein gemeißelt glaubst. Dabei hast du dir den Stein nicht mal angesehen, denn dann wüsstest du, dass da nämlich gar nichts draufsteht. Doch für dich ist der Stein das letzte bisschen Kontrolle, an dem du dich festkrallst, während du deinen Illusionen nachjagst und schreiend nach dem „warum“ fragst. Warum. WARUM. Aber deine eingefallenen Augen können keine Träne mehr hervorbringen, und du kannst dich nicht dazu bringen, dich noch um irgendwas zu kümmern, so sehr du es versuchst.
Und selbst wenn du wirklich leben wolltest –
Du weißt nicht, wie es geht.