Sönke Zander - Das Sägelied
DAS SÄGELIED
Wir sägen und sägen
am eigenen Ast
so lange, bis dieser
unter der Last
von uns acht Milliarden
herunterbricht.
Aber wir ändern
uns trotzdem nicht.
Wir sägen und sägen.
Wir kippen und kippen
Abfall ins Meer
und fischen und fischen
es restlos leer,
bis schließlich kein Hering,
noch nicht mal ein Aal
noch übrig ist.
Uns ist das egal.
Wir sägen und sägen.
Wir roden und roden
den letzten Wald,
aber das lässt uns
eigentlich kalt.
Man kann ja im Stadtpark
noch Bäume sehn
und darunter mit Hundchen
noch Gassi gehn.
Wir sägen und sägen.
Wir machen und machen
unendlich viel Dreck.
als wär das Dreckmachen
unser Daseinszweck.
Der Dreck wird die Erde
bald gänzlich bedecken
und wir werden dann
im Dreck verrecken.
Wir sägen und sägen.
Wir heizen und heizen
die Atmosphäre,
als ob sie nicht jetzt schon
viel zu warm wäre.
Obwohl doch ein jeder
heute schon weiß:
Nicht lang mehr, dann wird es
für die Erde zu heiß.
Wir sägen und sägen.
Wir sägen und sägen
am eigenen Ast
so lange, bis dieser
unter der Last
von so viel Irrsinn
herunterbricht.
Doch wir Idioten
ändern uns nicht.
Wir sägen und sägen.