Richard Pfund - Blumenpeter
Blumenpeter
Vor einiger Zeit war ich im Mannheimer Theater. Dort sollte zum vorletzten Mal „Der Blumenpeter“ aufgeführt werden. Der „Blumenpeter“ war in der NS-Zeit ein kleinwüchsiger Intelligenzverminderter Mann. Aufgrund seiner geistigen Einschränkung wurde er von seiner Familie und zweifelhaften Freuden dazu angestiftet, Rosen in Gaststätten und auf den Straßen Mannheims zu verkaufen. Mit dem Spruch: Kauf mer` ebbes ab! wurde der kleine Mann zu einer kleinen lokalen Berühmtheit. Später aber, so wird vermutet, landete er in einem „Irrenhaus“ und fiel der Euthanasie zum Opfer.
Ich kann mir vorstellen, dass das Stück, welches meisterhaft inszeniert wurde einem unbedarften Zuschauer auch unter die Haut ging. Aber für mich, einem Menschen mit Behinderung war es nochmal ein emotionaleres Thema.
Als würde ich durch ein Fenster in die Vergangenheit schauen, gingen mir Sachen durch den Kopf wie: „ Das konnte mir damals auch so ergehen.“, oder auch: „Ist heute in abgeschwächter Form immer noch vorhanden.“
Ich bin nach der Vorstellung voller Emotionen lange wachgeblieben und musste über folgendes nachdenken. Jeder Mensch ist wertvoll, egal ob er behindert, farbig, schwul, lesbisch, trans ist oder wie er sich auch immer fühlt. Wir sind alle Menschen und haben alle das Recht mit Würde ein friedsames Leben zu führen. Das konnte der „Blumenpeter“ und können viele Menschen auf der Welt nicht. Für dieses Recht und den Frieden, lohnt es sich zu kämpfen und es ist nicht leichtfertig wegzuschenken.
Das Stück wurde abgesetzt, da es in Mannheim keine Zuschauer mehr anzog, obwohl das Thema wichtiger denn je ist. Ich würde mir wünschen, auch wenn es sich um eine lokale Begebenheit handelt, dass es an anderer Stelle wieder aufgeführt würde. Nur so kann an das erinnert werden, was geschehen ist und hoffentlich nie mehr passiert.
Richard Pfund