Frank M. Fischer - Sterben und Auferstehung
Sterben und Auferstehung
(für Ingeborg Bachmann)
Wir suchen nach Trost und Schönheit
Und finden nur einen Ausbruch von Unruhe
Im limbischen System
ein Tosen der Transmitter
In der Gegenwart einer vergänglichen Zeit
Die uns undeutlich vorausgegangen war
Und nun in Geräuschen zurückkommt zu uns
Ins Erzählbare
Wenn die Träumer mit verbranntem
ausgestrecktem Finger
Auf die gerodeten Flächen zeigen
wo noch die
Rauchschwaden wie Vorhänge aus Unschuld
Über den verkohlten Regenwaldresten schweben
Fragen wir uns wieder was wir tun könnten
Um den nächsten Schritt in unser aller
Notwendigen Entwicklung zu beschleunigen
Wenn wir überlegen was wir den
CRISP-Maschinen befehlen müssen
Zu was wir werden wollen
Um voranzukommen
Um uns neu zu codieren
Entsteht in uns eine seltsame Sehnsucht
Fabelwesen werden zu können
Zentauren halb Mensch und halb Pferd
Wild und zugleich prophetisch begabt
Der Wunsch vor uns selbst fliehen zu können
Um Wir zu sein
fällt aber
Immer nur auf unser Erscheinen in der
Zeit zurück
Auf unsere Hilflosigkeit darüber
mehr sein zu müssen
Als ein sensorischer Mikrochip
der darauf wartet
Durch ein Internet der Dinge endlich an etwas Großes
angeschlossen zu werden
Um sich aufzulösen zu dürfen in einem virtuellen
Strom aus Zahlenreihen auf dem Weg
Zur Unendlichkeit
Als wir nach etwas in uns selbst zu suchen
begannen
Das uns ein märchenhaftes Sein hätte geben können
Das den Träumen von uns selbst gerecht werden würde
Das nicht Flucht wäre wie die Behauptung
Auch der Geist sei nur ein Programm
Das einem komplexen Algorithmus folge
erkannten wir
Dass wir eine Entscheidung treffen mussten
Dass wir die Angst vor unserem Affenkörper
Als etwas Deutbares erkennen mussten
Dass der Zauber darin bestand
unsere Wirklichkeit
Mit dem Risiko der Verletzbarkeit zu füllen
mit Fleisch und Knochen
Mit dem Blut der Geburt
Mit einem Bekenntnis zur Hingabe
Ans Unbekannte