Vanja Simeonova, Weihnachtsgedicht
Weihnachtsgedicht
Die Lichter hängen an Ketten in der erfrorenen Luft,
gläsern und grell. Knistern, knacken, strahlen und
lassen unbedacht den fahlen Stern’schein verfallen.
Die Lichter verblassen, verstrahlen, verfallen, verschwinden in
die bodenlose Winternacht.
mich beschleicht ein Unbehagen.
Der Mond verliert seinen Rahmen,
rollt, torkelt, wankt, gerät ins Schwanken,
beugt sich gedankenlos über den Rand und
fließt zäh herunter,
erlöst von seiner schattenlosen Himmelswand.
Langsam und träge, auf sanften Sohlen,
behutsam, von niemandem bedacht,
taucht der Mond leise, verstohlen in die lichterlose
Pfütze
zu den Füßen des einsamen Mannes am Straßenrand.
die ewige Eiszeit streckt ihre Hand in die Weihnachtsnacht.
Der Mond liegt tief unter dem Wasser,
und wogt sich, und biegt sich, und gleitet weit weiter,
geschaukelt, getragen, gezerrt von den eisigen Wellen,
die ihn verzehren.
Er öffnet den Mund, lächelt verschmitzt und verschlingt
die perlenden Tropfen kaltschimmerndes Licht.
der Mann erhebt sich, wickelt den durchlöcherten Schal um die mageren Knochen,
und tritt, ohne Bedenken, mit dem Fuß auf den Mond in den Boden.
Die Lichter erzittern.
Klirren.
Flattern.
Flackern.
Erfrieren.
Schwingen sich frei von den Ketten, zerknittern,
schweben unsicher in der zerbrochenen Luft,
wirbeln herum,
schwingen sich auf den Rücken der fliehenden Zeit
und
entschwinden in das Heilige Dunkel der Nacht.
Der Mann übrigens ist auch gegangen...