Kevin Junk - Ritual gegen Geschlechtlichkeit #1 (Gedicht des Tages aus: So gerade / nicht. Queere Lyrik 2020)

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Ritual gegen Geschlechtlichkeit #1

Öffne deine Hose
betrachte dein Geschlecht
wenn du weißt wovon ich spreche
vergiss es wieder

öffne deine Hose
betrachte den Bereich
zwischen deinen Beinen

regt sich was?
was?
versteht du was?
nimm es wahr und
betrachte es
sei achtsam, aber nicht wertend

fang an dich zu massieren
und
zu streicheln
Gib dir
deinem Körper die Liebe, die dir
die gesellschaftlichen Diskurse aberzogen hatten

Zitiere folgenden Spruch 27-mal:

Kevin Junk - neue Spezies (Gedicht des Tages. Es liest der Autor)

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Neue Spezies

Ich schaue auf den Sperrbildschirm
die Aprikosenhyänen beißen mir ins Genick
ich schaue in den Messenger
blaue Widerhaken, die Aprikosenhyänen beißen mir
in den Beckenboden, wollen mir das linke Bein
ausreißen. Ich streichele sie sanft

Tränen aus Wogen, kristallen und salzig
sie sind bereits geronnen.
ich frage die Hyänen, woher kommt ihr
aus dem Wald rufen sie, der Wald, den kennst du
welchen Wald frage ich sie
und wir verfallen alle ins Gelächter der Diagnostizierten

„Was jetzt, Welt?“ . Schreibwettbewerb für Jugendliche in BW

„Was jetzt, Welt?“

„Was jetzt, Welt?“ – lautet das Thema des Schreibwettbewerbs für junge Menschen, den die Tübinger Buchhandlung Wekenmann zum 17. Mal in Folge ausschreibt. Der Wettbewerb wird von der CARITAS, dem Tübinger Jugendgemeinderat und dem Landratsamt unterstützt. Die Schirmherr-schaft übernimmt wieder Landrat Joachim Walter. Es sind Preise im Ge-samtwert von 1.500 Euro zu gewinnen.
Eingeladen sind Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren, sich in Prosatexten mit dem Thema zu befassen:

31.07.20

Derya Karaoglan - Sie wollten wissen, was es heißt (Kinder und Jugendliche melden sich zu Wort)

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Sie wollten wissen, was es heißt

Letzte Woche war ich auf einer türkischen Feier, auf dem „23. Nisan".
Da habe ich mich daheim gefühlt. Es war ein richtig schönes Gefühl. Aber
manchmal fühle ich mich auch fremd, weil viele in Deutschland keine Ausländer
haben wollen. Sie hassen sie. Ich weiß nicht warum.

Aber es gibt auch viele, die sich dafür interessieren, was wir für
eine Kultur haben, wie wir leben, wie wir kochen usw.. Auf dem „23. Nisan"
beispielsweise war es so. Da waren viele Deutsche. Sie haben mit uns getanzt

Steffen Marciniak - Weiß (Gedicht des Tages)

Weiß

So sollen sie sein!
Wie ein frischer Schnee –
Ihre Flügel erscheinen
Im Schweben
Wie neugeborene Wolkenhäufchen
Haufenwolken
Wer sah sie einst,
Wer jetzt, wenn er sie ruft?
Wird vielleicht sie sehen?
Im Schneehäufchenwolkentraum?

Weiß wie neues Linnen
Sollen zumindest ihre Kleider sein
Flirrend oszillierend
Das kaum glaubt dem Augenschein
Wer sie wirklich sah
Ihre bunten Pupillen
Auf schneeig verschwimmendem
Augapfelgrund.
Vor weißestem Marmor
Antiker Tempel.

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