Renate Maria Riehemann - Wirklichkeiten (Gedicht des Tages)

Renate Maria Riehemann, Osterode
Wirklichkeiten

Nicht einen Euro gebe ich
fürs Wegschaufeln der Last.
Der Brunnen der Ertrinkenden
wird aufgefüllt zum Rand.

Dann komm ich zu euch
in den Käfig.
Sicherheitshalber.

Auf hartem Holz
gibt Nahrung nur
der Schmerz der Zerstörung.

Menschen schieben sich vorbei,
schaun seitwärts, üben Schweigen.
Auch deinen Nachbarn lähmt die Angst
um den Glanz seiner Möbel.

12.03.2021 - aktuelle Autorin - Sigune Schnabel

Sigune Schnabel, Düsseldorf
Verspielt

Dass wir dem Tag nicht trauen,
wenn das Jahr verblüht
und ich verfrüht
im wintermüden Brautkleid gehe,
fasse ich nicht.

Ich habe eine Nachricht geschickt
an mein Vergessen.
Manchmal, wenn du eine Halskette
um meine Stimme legst,
so eng, dass sie ganz eingeschnürt
in deiner Macht steht,
lärmt es auf dünner Haut.

Dann staut sich Sicherheit in mir,
bis ich zerspringe.

 

aus: Rette sich wer kann. Geest-Verlag 2021

 

 

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