Aus dem Leben einer Internet-Zicke

Sah im Leben stets sich nur als Loser,
witz- und einfallslos, ´ne graue Maus.
Nie war sie Gestalter, immer User,
wirkte langweilig, sah kränklich aus.
Schule, Uni: alles nur durchlitten.
Ehe, Kinder: eine Höllenqual.
Glückwärts ging´s auch nicht in kleinsten Schritten.
Setzte sie auf Kopf, so kam die Zahl.

Trennung, Scheidung. Langsam wurd´ sie böse,
selbstgerecht, verbittert, schroff und hart.
Teilte aus nun Schläge, Tritte, Stöße,
schon war sie in Aggression vernarrt.
Netzwerkforen, Facebook oder Twitter,
boten ihr ein Schlachtfeld, wo sie bald
ungefragt entlud so manch´ Gewitter
und gefürchtet war im Plauderwald.

Doch sie hatte etwas missverstanden.
Denn „gefürchtet“ hieß „geachtet“ nicht.
Man zerschnitt die Facebook-Freundschaftsbanden,
nahm ihr weg, worauf sie war erpicht.
Bald schon fand im Netz sich keine Gruppe
mehr bereit zu pflegen den Kontakt.
Sie gab vor, das alles sei ihr schnuppe.
Ihre Psyche war jedoch vertrackt.

Insgeheim sie schmiedet´ Rachepläne
gegen alle, die sie stets verkannt.
Eigentlich, sie zischte durch die Zähne,
gegen jeden hier in Stadt und Land.
Zu ´nem Virus sie alsbald mutierte,
´nem Trojaner. Machte alles platt.
Und so mancher Zeitgenosse stierte
auf ´nen kranken Rechner, der krepierte.
Arm, wer keinen Schutz vor Viren hat!

Berlin, 16.1.2012

Dieter Wöhrle
Rheinstraße 50
12161 Berlin
Tel.: 030 – 392 22 94
Mail: dieterwoehrle@web.de
http://www.dieterwoehrle.jimdo.com