Dieter Wöhrle - Ballade von der Giftspritze (Gedicht des Tages)

Hördatei: 

 

Ballade von der Giftspritze

Nachdem sie schlecht die Nacht geschlafen hat,
erscheint sie morgens böse, unzufrieden.
Ihr Gift macht sie und die Belegschaft satt.
Sie spritzt es aus. Das hat sie so entschieden.

Am Arbeitsplatz beginnt sie auch sogleich
zu hetzen gegen den Kollegen Krause.
Sie zetert, giftet, die ihr zuhör´n, weich.
Der so Beschimpfte ist nicht da, hat Pause

und fühlt am nächsten Tag sich abgemahnt,
als ihm der Chef eröffnet, dass Beschwerden
sich, anonym, den Weg zu ihm gebahnt,
doch Klägernamen hier verschwiegen werden.

In Krause macht allmählich Angst sich breit,
denn manches läuft hier hinter seinem Rücken.
Wir lassen ihn allein. Es ist nun Zeit,
mit ihr die letzte Strophe zu bestücken.

Inzwischen wirkt sie schlank, doch schuppig-glatt
und lebt im Zoo. Als Viper. Unzufrieden
verspritzt sie Gift. Die Wärter haben´s satt.
Ob man sie isoliert, wird noch entschieden.

Dieter Wöhrle
Rheinstraße 50
12161 Berlin
Tel.: 030 – 392 22 94
Mail: dieterwoehrle@web.de
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