Romal Schaffa - Man kann sich die Heimat nicht aussuchen (Jugendliche melden sich zu Wort am 31.Januar)

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Man kann sich die Heimat nicht aussuchen

Ich war vier Wochen in Afghanistan. Dort hatte ich ein ganz anderes Gefühl als in Deutschland. Ich fühlte mich in Afghanistan wie zu Hause. Dort habe ich meine Heimatleute. Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Ich habe früher in Afghanistan gewohnt, bin aber dann nach Deutschland gezogen. Die Regierung dort war sehr schlecht, weil die Armen immer ärmer und die Reichen reicher geworden sind. Mehr als zwei Jahrzehnte Krieg, Leid und Zerstörung liegen hinter der Bevölkerung Afghanistans. Und auch die Zukunft im neuen demokratisch regierten Staat scheint ungewiss. Auf der einen Seite gibt es Wiederaufbau und Modernisierung, die Menschen genießen mehr Freiheit. Auf der anderen Seite jedoch gibt es zunehmend Gewalt, unter der das Land leidet.

Die Bildung in Afghanistan ist schlecht, weil die  Schulen bezahlt werden müssen. Der Bildungsstand ist sehr gering, doch ist das nicht kulturell bedingt. In Afghanistan gibt es Privatschulen, die meistens sehr teuer sind. Die ärmeren Familien können es sich nicht leisten, ihre Kinder zur Schule gehen zu lassen. Es gibt keine Schulpflicht, so dass die meisten Kinder nur wenige Jahre oder gar nicht zur Schule gehen. Sie helfen stattdessen das Einkommen der Familie durch Arbeit aufzubessern. Wenn man als Europäer afghanischen Kindern bei der Arbeit zusieht, denkt man sofort an Kinderarbeit.

Der Verkehr in Afghanistan ist auch sehr schlecht, weil es keine richtigen Straßen und keine Straßenlampen gibt. Auf den Straßen in Kabul geht es unglaublich chaotisch zu. Ein Durcheinander von Rädern, die sich millimeterdicht aneinander reihen und manchmal nur im Schritttempo vorankommen. Dazwischen treiben Bauern ihre Ziegen- oder Schafherden quer über die Fahrbahn, vorbei an neuen und alten gelb-weiß lackierten Taxis aus japanischer Produktion, deren Fahrer sich stets erst im allerletzten Moment zu überlegen scheinen, in welche Richtung sie fahren wollen. Es sind Sammeltaxis mit möglichst vielen Passagieren, die dadurch für den Einzelnen billiger werden, aber auch ständig unvermittelt anhalten, um Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen.

Ich habe in Afghanistan ein paar Städte besucht. Dort gab es nicht viele Leute, weil die meisten in die Hauptstadt gezogen sind. Ich bin vor vier Jahren nach Deutschland gekommen und will mich besser weiterbilden. Mein Ziel ist es, später Ingenieurwissenschaften oder Wirtschaft zu studieren. Danach möchte ich gerne in meine Heimat zurückkehren, um das Erlernte meinem Land zugute kommen zu lassen.

Romal Schaffa ( 16 Jahre )

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