Das gibt es nur in Warfleth: "Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach" komplett
Der australische Pianist James Maddox spielt das "Notenbüchlein" auf dem Klavier,
Evelyn Ziegler singt

"Einspielung der Extraklasse", "So soll es klingen!", "Ein tolles Projekt, und das in einer Fassung, bei der Klangästhetik und Interpretationsansatz wirklich zusammenpassen": Diese Lobeshymnen galten einer Doppel-CD aus dem Jahre 2005, auf der James Maddox als erster Pianist weltweit das eigentlich für Cembalo gedachte "Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach" vollständig mit modernem Klavier spielte. Fast zehn Jahre nach dieser gefeierten Aufnahme konnte "Berne bringt ...", die von der Gemeinde Berne veranstaltete Konzertreihe, den international renommierten Pianisten dafür gewinnen, das "Notenbüchlein" erstmals live zu geben — und zwar in der Konzertkirche Warfleth am 13. September. Eine echte Welturaufführung also, auch insofern, als Maddox in den Arien und Chorälen erstmals mit der Sopranistin Evelyn Ziegler zusammenwirkt.

Es gibt wohl keinen Klavierspieler, der aus seinem Unterricht nicht wenigstens das eine oder andere Stück aus dem "Notenbüchlein" kennt. Dieses "Notenbüchlein" hatte ursprünglich Johann Sebastian Bach für seine zweite Frau Anna Magdalena Bach zusammengestellt, einer ausgebildeten Sängerin, die auch das Cembalospielen beherrschte. Es umfasst aus den Jahren 1722 und 1725 zwei Notenhefte mit Kompositionen von Bach selbst, von einigen seiner Söhne, von Zeitgenossen wie Couperin sowie von unbekannten Komponisten. Schon dies macht das "Notenbüchlein" einzigartig als Zeugnis nicht nur des Musikgeschmacks der Familie Bach, sondern überhaupt der Musikmode jener Zeit. Die Sammlung besticht zudem durch Kurzweil und Lebendigkeit. Sie enthält geistliche und weltliche Werke, Stücke mit und ohne Gesang. Kompositorisch wie spiel- und gesangstechnisch Anspruchsvolles trifft auf eher Etudenhaftes. Weniger bekannte Cembalosuiten und -partiten von Bach begegnen seiner berühmten "Französischen Suite" und der Aria aus den legendären "Goldberg-Variationen". Große Schöpfungen wie Rezitativ und Arie "Ich habe genug / Schlummert ein, ihr matten Augen" stehen neben eher Unterhaltsamem wie dem Lied von der "Tobackspfeife" ("So oft ich  meine Tobackspfeife mit gutem Knaster angefüllt") oder der eingängigen Arie "Willst du dein Herz mir schenken".

All das gibt es in Warfleth zu hören, und zwar verteilt auf drei Konzertteile. Maddox hat dafür die "Notenbüchlein"-Stücke konzertdramaturgisch neu sortiert: Den ersten Teil bilden Instrumentalwerke von J. S. Bach. Im zweiten Teil folgen Werke der Bach-Söhne und -Zeitgenossen mit und ohne Gesang. Suiten, Choräle und Arien von Bach Vater im dritten Teil beschließen nach über zwei Stunden reiner Spieldauer ein Konzert, das in seiner Eindringlichkeit, Gefühlsdichte und Gedankenfülle Einzigartiges bietet.

Der Pianist James Maddox studierte in seiner australischen Heimat in Sydney und später in Verona, Italien. Als  Kammermusiker und Liedbegleiter sowie als Solist konzertiert er in  Europa, Asien und Australien. Als Orchesterpianist spielt er im  Beethoven Orchester Bonn, im Gürzenich Orchester und mit den  Bochumer Symphonikern unter Dirigenten und Komponisten wie  Christoph Eschenbach, Peter Eötvös und  Krzysztof Penderecki. In Warfleth kennt man ihn als kongenialen Pianopartner der amerikaischen Star-Geigerin Ida Bieler, mit der er gemeinsam die Brahms-Sonaten für CD einspielte. Wie Ida Bieler unterrichtet auch Maddox an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. Er ist künstlerischer Leiter der Bonner Brahms-Tage.

Die Sopranistin Evelyn Ziegler wurde beim "International Student Lied Competition" sowohl mit dem Publikumspreis als auch mit dem Preis der niederländischen "Vrienden van het Lied" ausgezeichnet. Die Schülerin von Marien van Nieukerken, Annette Kleine und Angelika Kirchschlager ist eine gefragte Konzertsängerin. Faurés "Requiem", Saint-Saëns "Oratorio de Noël", Pergolesis "Stabat Mater" und Händels "Messiah" gehören ebenso zu ihrem Repertoire wie Bachs "Weihnachtsoratorium" und seine "Johannes Passion". "Sie brillierte", schrieb die Presse, mit "kraftvollem, glockenhellem Sopran, sauberen Koloraturen und großem Einfühlungsvermögen".

Das Warflether Konzert am Samstag, 13.09., beginnt um 19:00 und endet mit zwei Pausen nicht vor 22:30 Uhr. Der Eintritt kostet 25,00 Euro, für Schüler, Studenten und Erwerbslose ist er frei. Karten werden vergeben in der Reihenfolge der Bestellung. Infos und Vorverkauf: Reinhard Rakow, 04406-920046 und reinhard-rakow@t-online.de.

Das Konzert wird gefördert durch die Oldenburgische Landschaft KdÖR  aus Mitteln des Landes Niedersachsen und durch die Kulturstiftung der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg.