Dr. Sabine Schipper mit Vorwort für Dirk Riepe 'Ganz schön cool, behindert zu sein'

Dirk Riepe

Ganz schön cool, behindert zu sein!

Erlebnisse eines Teilzeitbehinderten

Mit einem Vorwort von Dr. Sabine Schipper,

DMSG Landesverband NRW

Titelbild von Heiko Schulze

Geest-Verlag 2012

978-3-86685-368-3

12 Euro

 

VORWORT

Da sitze ich nun auf meinem Balkon mit wunderbarem Blick ins Grüne, den Rechner auf dem Schoß und arbeite. Ungeschminkt und in Sportklamotten schreibe ich Texte, führe Telefonate und könnte doch eigentlich denken: Bingo, wer kann schon so komfortabel arbeiten und leben! Das entscheidende Wort ist „eigentlich“, denn ich sitze hier zwangsweise nach einer OP, die mich dazu zwingt, den Fuß hochzuhalten und Un-terarmgehstützen zu nutzen. Ein Problem, das nach einer gewissen Zeit ausgestanden ist, das mich aber dazu bringt, laut und deutlich zu sagen: Behindert sein ist gar nicht cool, und wenn ich es dauerhaft wäre, müsste ich ganz schön an mir arbeiten, um nicht biestig und ungerecht zu werden. Und dass diese Gefahr bei mir, einer Psychotherapeutin, die seit fast zwanzig Jahren mit MS-Erkrankten daran arbeitet, dass diese selbstbewusst, sozial eingebunden und zufrieden ihr Leben führen, besteht, gebe ich unumwunden zu.
Genau in dieser Situation erreicht mich die Anfrage von Dirk Riepe, ein Vorwort zu seinem neuen Buch „Ganz schön cool, behindert zu sein!“ zu schreiben. Und dieses Buch bringt mich mit meinem Luxusprob¬lem wieder auf den Boden zurück. Dirk Riepe berührt mich zutiefst mit seinem neuen Werk, aber das kenne ich ja schon von ihm. Seine Schilderung des aus dem Rollstuhlrutschens in „Ernähren Sie sich salzlos“ hat mich über mehrere Tage nicht mehr losgelassen.
Vor mir liegt ein intelligent geschriebenes Buch, des¬sen Form der Auseinandersetzung mit der chronischen Krankheit MS, aber auch dem sozialen und gesellschaftlichen Umfeld, das so oft behindert, an manchen Stellen für den Leser harter Tobak sein wird. Aber mit harten Fakten sind so manche MS-Kranke nun einmal täglich konfrontiert und das Werfen mit rosa Wattebäuschchen hilft da eben herzlich wenig … Herr Riepe belässt es nicht dabei, selbst verstörende und traurige Erlebnisse noch amüsant zu schildern, zu kritisieren und auch zu provozieren, sondern er schafft es, immer wieder die Kurve zu kriegen, um auch aus harten Belastungen lebensrelevante Konsequenzen zu ziehen. Dirk Riepe macht Mut – Betroffenen und denen, die sie begleiten.  

Dr. Sabine Schipper
Geschäftsführerin der Deutschen
Multiple Sklerose Gesellschaft,
Landesverband Nordrhein-Westfalen